München. Der Rekordmeister steht vor der Einigung mit Jupp Heynckes. Der Erfolgscoach nennt offenbar seinen früheren Assistenten als Bedingung.

Nach dem Scheitern von Trainer Carlo Ancelotti setzt der FC Bayern auf Jupp Heynckes als Vereinskenner und Erfolgscoach schlechthin. Der 72-Jährige soll den kriselnden Fußball-Rekordmeister einem „Bild“-Bericht zufolge bis zum Saisonende betreuen und zu alter Dominanz zurückführen. Die Einigung hängt nur noch an der Klärung von Detailfragen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur "aus absolut verlässlicher Quelle innerhalb des Vereins". Heynckes' Rückkehr könne demnach in den kommenden Tagen perfekt gemacht werden.

Auch Heynckes selbst bestätigte Gespräche mit den Verantwortlichen des FC Bayern – eine Zusage stehe demnach aber noch aus. "Es ist noch nichts klar oder in trockenen Tüchern", sagte der Trainer a.D. der "Rheinischen Post". Er müsse "das Ganze zunächst mal analysieren. Schließlich sind viereinhalb Jahre vergangen, seit ich bei Bayern aufgehört habe, und der Fußball hat sich weiter verändert", sagte Heynckes.

Auch Hermann soll zurückkommen

Offenbar hängt seine Entscheidung davon ab, ob die Bayern auch seinen früheren Co-Trainer Peter Hermann (65) wieder an die Säbener Straße locken können. Hermann steht noch bis 2018 als Assistent von Friedhelm Funkel beim Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf unter Vertrag. Mit ihm an seiner Seite würde Heynckes angeblich noch einmal die Herausforderung bei den Bayern annehmen.

Die Münchner sollen bereits mit der Fortuna im Gespräch sein. "Ich kann dazu nur sagen, dass Peter Hermann einen Vertrag bis zum 30. Juni 2018 hat", sagte Fortuna-Boss Robert Schäfer dem "Express". Hermann soll angeblich bereit sein, noch einmal zu den Bayern zu wechseln. Düsseldorf will eine adäquate Ablöse erzielen.

Mach's wie Jupp Heynckes: Alte Herren können es nicht lassen

Eine Wahl pro Heynckes wäre an der Säbener Straße als klares Signal in Richtung Altbewährtem zu deuten. Der Ex-Profi und Weltmeister von 1974 trainierte die Münchner bereits dreimal, gewann bei seinem bis dato letzten Engagement 2013 das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League und ist eng mit Präsident Uli Hoeneß befreundet. Unter Heynckes waren die Bayern bereits 1989 und 1990 Meister geworden. Schon 2009 sprang er infolge der Entlassung von Jürgen Klinsmann als Trainer in München ein.

Jupp Heynckes' Trainerkarriere in Bildern:

Dass Heynckes seit der Triple-Saison 2013 keinen Verein mehr betreut hatte, stört die Bosse beim Bundesliga-Titelverteidiger offenbar nicht so sehr wie die fehlende Bayern-Vergangenheit von Kandidaten wie Thomas Tuchel. Der ehemalige Dortmund-Coach galt als Favorit auf die Ancelotti-Nachfolge, konnte sich mit Bayern aber offenbar nicht einigen.

Womöglich haben Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge dem als zwischenmenschlich schwierig verschrienen Tuchel aber auch nicht zugetraut, die zuletzt unter Ancelotti entstandenen Missstimmungen in der Kabine aufzulösen. Heynckes wiederum kennt mehr als ein halbes Dutzend Profis noch von früher, darunter die zuletzt unzufriedenen Offensivspieler Arjen Robben, Franck Ribéry und Thomas Müller.

Nagelsmann-Gerüchte erhalten Nahrung

Eine Entscheidung für Heynckes bis Saisonende nährt die Vermutung, dass Bayern im kommenden Sommer Julian Nagelsmann von der TSG 1899 Hoffenheim verpflichten will. Dieser hatte ein Engagement bei Bayern jüngst als Traum bezeichnet, war aktuell aber offenbar nicht zu bekommen. Die Wertschätzung von Hoeneß ist seit Langem gewiss. Der Vereinsboss gilt als großer Fan des 30 Jahre alten "Trainer des Jahres", der im Kraichgau eigentlich noch bis 2021 unter Vertrag steht.

Aus Vereinskreisen hieß es am Donnerstag allerdings, Heynckes' Verpflichtung sei keine vorbereitende Maßnahme, die automatisch zu einer Verpflichtung Nagelsmanns führen soll. Spekulationen, Heynckes könnte nur Platzhalter für den mehr als 40 Jahre jüngeren Hoffenheimer Coach sein, entbehrten zum jetzigen Zeitraum jeglicher Grundlage, hieß es. Zuvor hatte die TSG Hoffenheim auf Anfrage mitgeteilt, dass es keinerlei Anfragen für den Trainer gebe.

Nagelsmann selbst, der mit seiner Familie ein Haus in München baut, hatte vor wenigen Wochen in einem Interview erzählt, dass der FC Bayern „in meinen Träumen schon eine etwas größere Rolle“ spiele. Später beteuerte er, das sei keine Initiativbewerbung gewesen.

Die Münchner hatten sich am vergangenen Donnerstag einen Tag nach dem 0:3 in der Champions League bei Paris Saint-Germain von Ancelotti getrennt und Co-Trainer Willy Sagnol interimsweise übernehmen lassen. Ob der Franzose im Trainerteam bleibt, war zunächst unklar.