Hamburg. Der HSV setzt auf den eigenen Nachwuchs und will in Zukunft auch internationale Toptalente verpflichten, erklärt Nachwuchschef Peters.

Immerhin waren es am Mittwoch schon zwei Spieler mehr als am Vortag. Durch Sven Schipplocks (Rücken) und Bakery Jattas (U-21-Einsatz) Rückkehr auf den Trainingsplatz standen HSV-Trainer Markus Gisdol bei der Vormittagseinheit zehn Feldspieler zur Verfügung. Mehr als ein Spiel fünf gegen fünf war ohne die verreisten Nationalspieler aber nicht möglich. Mit seinen schnellen Haken zog vor allem der kleine Japaner Tatsuya Ito die Blicke der knapp 30 Zuschauer auf sich. Seit seinem überzeugenden Bundesligadebüt im Nordderby ist der 20 Jahre alte Flügelflitzer kein Unbekannter mehr unter den Kiebitzen. Gisdol untermauerte im Anschluss den Weg des HSV, dass Spieler wie Ito „die Zukunft des Vereins darstellen müssen“.

Denn neben Ito, Fiete Arp (17) und Vasilije Janjicic (18), die allesamt gegen Werder Bremen Bundesligaminuten sammelten, hat der HSV noch weitere hoffnungsvolle Talente im eigenen Stall. In dieser Saison erlebt der HSV-Nachwuchs einen kollektiven Höhenrausch. Die U-19- und U-21-Mannschaften des Vereins führen die Tabelle in ihren Ligen jeweils an. Auch die U 17 liegt in der Bundesliga Nord/Nordost mit einem Spiel weniger auf einem starken vierten Platz mit Kontakt zur Spitzengruppe. Die U 15 ist mit einer makellosen Bilanz nach vier Partien Spitzenreiter in der Regionalliga Nord. Nachwuchschef Bernhard Peters will den Fokus allerdings weniger auf Tabellenstände, sondern vielmehr auf die Förderung einzelner Talente legen. „Uns kommt es vor allem auf die starke Entwicklung jedes einzelnen Spielers und die Umsetzung unserer Spielidee in den HSV-Spielprinzipien an“, sagt der Direktor Sport dem Abendblatt.

Der Plan der Hamburger sieht vor, junge und entwicklungsfähige Talente beständig an den Profikader heranzuführen. „Wir müssen unsere strategische Kaderplanung in Richtung Bundesliga vorantreiben“, sagt Peters, der sich als mittel- und langfristiger Entwickler versteht. Die Umsetzung seines Konzepts sieht auch die Verpflichtung internationaler Toptalente vor. „Dazu brauchen wir Schnelligkeit und Flexibilität“, sagt Peters.

Bei den Transfers der beiden Finnen Tobias Fagerström (17) und Anssi Suhonen (16) sowie dem Ungarn Peter Beke (16) habe sich dieser Weg bereits ausgezahlt. Alle drei Talente wohnen wie auch Arp im HSV-Campus, wo die aussichtsreichsten Talente des Clubs schon als Teenager näher an die Profis heranrücken sollen. Stürmer Beke, vor der Saison von Ferencváros Budapest verpflichtet, weiß trotz Sprachproblemen in seiner Debütsaison beim HSV zu überzeugen und ist mit acht Torbeteiligungen Topscorer der U 17.

Auch Ito und Janjicic wurden einst als unbekannte Talente aus dem Ausland nach Hamburg geholt. Über die Juniorenteams des HSV arbeiteten sich beide bis zu den Profis hoch. Eine ähn­liche Entwicklung erhoffen sich die Hanseaten auch bei Fagerström, Suhonen und Beke. „Wenn man nicht das große Geld hat, müssen wir es auf dem Weg machen“, sagt Gisdol, der auch U-21-Torjäger Törles Knöll (20, acht Tore in acht Spielen) in dieser Saison schon zu seinem Bundesligadebüt verhalf.

Auch Abwehrspieler Patric Pfeiffer (18) trainiert immer wieder bei den Profis. „Unsere jungen Spieler sollen dort weiter auf den nächsten Schritt vorbereitet werden“, sagt Peters. Knöll und Pfeiffer sind nur weitere Beispiele des neuen HSV-Weges, einen verstärkten Fokus auf Talente im eigenen Nachwuchs zu legen. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis weitere Talente in den Profikader rücken“, sagt Peters.