Hamburg. Regionalliga-Reserve besiegt Topfavorit VfB Lübeck verdient 2:0. Japaner Ito bester Spieler

Es war ein Bild für die Fußballgötter. Stürmer Törles Knöll, tags zuvor für die Profis in Hannover im Einsatz (0:2) gewesen und deshalb in zivil auf der Anlage, trug den beim 2:0-Sieg der U21 des HSV gegen den VfB Lübeck überragenden Tatsuya Ito huckepack vom Rasen des Wolfgang-Meyer-Stadions bis in die Kabine. „Dieser Junge“, rief der Torjäger der Zweiten den Journalisten gut gelaunt zu, „läuft heute keinen Meter mehr.“ Aber um ein Interview kam der nur 1,66 Meter große japanische Zauberzwerg natürlich nicht herum.

„Ich verstehe mich mit allen sehr gut, auch mit Törles. Mein großer Traum ist es, mit ihm irgendwann in der Bundesliga zu spielen“, sagte Ito. Und: „Mit meiner ersten Halbzeit bin ich zufrieden, mit der zweiten nicht. Ich muss mehr Tore schießen und Vorlagen geben.“ Selbstkritik auf ganz hohem Niveau. Ito verdiente sich eine Eins mit Sternchen. Im ähnlichen Notenbereich bewegten sich viele seiner Mitspieler. Selten hat in der Regionalliga Nord wohl eine Mannschaft des HSV II mit so viel Klasse, Stil und Esprit die Tabellenführung erobert.

„Wir treffen auf eine echte Männermannschaft“, hatte HSV-II-Coach Christian Titz vor dem Topspiel gewarnt. Die Begegnung sah stattdessen aus wie Himmelsstürmer gegen Alte Herren. Der VfB wurde vor allem in Hälfte eins schwindelig gespielt, verzeichnete seine erste von zwei Chancen in der 67. Minute. Der HSV II praktizierte hohes Gegenpressing und bissiges Zweikampfverhalten, riskant und erfolgreich. Nicht umsonst lobte Titz seine ersatzgeschwächte Mannschaft (unter anderem ohne Knöll, Jatta, Ronstadt und Kwarteng) für ihren „unglaublichen Mut“. Mit Ball zogen seine Jungs ein passsicheres Feuerwerk mit wenigen Kontakten auf. Meist über die Außen, besonders über Ito, der Lübecks Rechtsverteidiger Henrik Sirmais lächerlich machte.

So holte der dribbelstarke Japaner den Elfmeter zur Führung gegen Sirmais heraus, den Matti Steinmann verwandelte (20.), vernaschte den bedauernswerten Lübecker bald darauf per Beinschuss, und Steinmann markierte das 2:0 per Abstauber (29.). Ein schmeichelhaftes Pausenergebnis für die Marzipanstädter.

„In Hälfte zwei haben wir das Spiel verwaltet“, analysierte Titz richtig. Dennoch blieb der HSV II stets gefährlicher als der schwache Favorit. „Was Ito heute und in den vergangenen Wochen geleistet hat, ist außergewöhnlich“, hob Doppeltorschütze Steinmann noch einmal hervor. Ito verwies auf „das tolle Team“, Trainer Titz bemängelte „die Verwertung der Konter“ und wollte sich nicht locken lassen bezüglich der Titelambitionen. Das erledigte dafür Lübecks Trainer Rolf Landerl. „Der HSV II ist in dieser Form definitiv ein Titelkandidat“, sagte Landerl. Das werden auch die Fußballgötter so sehen.