Hamburg. Hockeytorhüterin Silja Paul kämpft nach Rückschlag erneut gegen Blutkrebs

Ja, Bundesligahockey wurde auch gespielt an diesem Wochenende. Nicht überall über volle 60 Minuten, die Partie der Damen des Clubs an der Alster gegen den Düsseldorfer HC musste am Sonntagnachmittag nach einem Viertel beim Stand von 0:0 wegen des Unwetters abgebrochen werden, die Damen des Großflottbeker THGC konnten zum Stadtderby gegen den Uhlenhorster HC gar nicht erst antreten. Aber was sportlich (nicht) geschah, trat in den Hintergrund angesichts der Nachricht, die aus dem Lager des GTHGC gesendet wurde.

Die frühere U-18-Nationaltorhüterin Silja Paul, die im vergangenen Jahr mit Erfolg gegen eine akute myeloische Leukämie (AML) gekämpft hatte (Abendblatt berichtete), liegt nach einem Rückschlag seit zehn Tagen erneut im Universitäts­klinikum Eppendorf. Dass ihre Mannschaftskolleginnen unter dem Eindruck der Diagnose beim 0:1 gegen den Harvestehuder THC am Sonnabend eine ordentliche Leistung boten, muss ihnen hoch angerechnet werden. „Natürlich merkt man, dass das Thema die Mädels bewegt und auch ablenkt. Umso schöner ist es zu sehen, dass wir als Team noch einmal enger zusammengerückt sind“, sagte Cheftrainer Michael Behrmann, der seine Nachwuchskeeperin am vergangenen Donnerstag besucht und sich über deren unbändigen Lebensmut gefreut hatte: „Es ist mir ein Rätsel, wie das funktionieren kann, dass Silja trotz dieses neuen Schicksalsschlags so fröhlich ist“, sagte er.

Der positive Umgang mit der Krankheit indes war im vergangenen Jahr für die 19-Jährige ein Schlüssel zur Genesung gewesen. Auch jetzt ist die Anteilnahme aus dem Team enorm. Ein fester Besuchsplan wurde erstellt, zudem haben die Freundinnen ihrer Torhüterin eine Art Adventskalender mit kleinen Stimmungsaufhellern für jeden Tag im Krankenhaus gebastelt. Abwehrspielerin Amelie Brendel (23), die Anfang dieses Jahres mit Mittelfeldakteurin Charlotte Breucker (20) einen Nachhol-Abiball für Silja organisiert hatte, freut sich besonders über die Anteilnahme von Vereinen im gesamten Bundesgebiet. „Unser Facebookeintrag wurde schon mehr als 33.000-mal geteilt, alle wollen helfen. Da zeigt sich, dass die Hockeyfamilie zusammenhält.“

Das ist allerdings auch notwendig, denn da bei einem AML-Rückfall keine zweite Chemotherapie durchgeführt werden kann, um den Blutkrebs zu besiegen, benötigt Silja Paul eine Knochenmarktransplantation. Um den passenden Spender zu finden, soll es bundesweit mehrere Typisierungsaktionen der Deutschen Knochenmarkspenderdatei geben. In Hamburg ist diese am 30. September auf der GTHGC-Anlage (Otto-Ernst-Straße) geplant. Informationen dazu und zu allen weiteren Aktionen sind auf der Internetseite siljapaul.de zu finden, die ihre Mitspielerinnen erstellt haben.

„Der Optimismus hat sich kurz versteckt, aber ich habe ihn gesucht und wiedergefunden“, hat Silja Paul kurz nach dem Rückschlag gesagt. Der Satz sollte das Leitmotiv für die kommenden Wochen werden.