Oeiras. Die Mannschaft muss um den Verbleib in der Weltgruppe der besten 16 kämpfen. Dabei geht es auch um das Image des neuen Chefberaters.

Nach einem Zittersieg im Doppel steht das deutsche Davis-Cup-Team beim Debüt von Boris Becker als Chefberater kurz vor dem Klassenerhalt. In der Relegationspartie in Portugal ist die Auswahl des Deutschen Tennis Bundes ohne die besten drei Spieler Alexander Zverev, Mischa Zverev und Philipp Kohlschreiber mit 2:1 in Führung gegangen.

Jan-Lennard Struff und Davis-Cup-Debütant Tim Pütz setzten sich am Sonnabend gegen Joao Sousa und Gastao Elias in einem nicht hochklassigen, aber packenden Fünf-Satz-Match über mehr als drei Stunden mit 6:2, 4:6, 6:7 (5:7), 6:4, 6:4 durch.

Ein Punkt fehlt zum Verbleib in der Weltgruppe

„Ich bin froh, dass wir 2:1 führen und damit noch zwei Chancen auf den entscheidenden Punkt haben. Jetzt müssen wir zusehen, dass wir die Begegnung nach Hause bringen“, sagte Bundestrainer Michael Kohlmann. „Ein 1:2 ist eine Situation, die man nicht braucht.“

Aus den beiden Einzeln am Sonntag fehlt jetzt noch ein Punkt für den Verbleib in der Weltgruppe der besten 16 Nationen. Nominiert waren Struff gegen Joao Sousa und Cedrik-Marcel Stebe gegen Pedro Sousa. Änderungen sind allerdings noch kurzfristig möglich.

Mit ihrem Sieg in 3:37 Stunden feierten Struff und Pütz erst den vierten Erfolg eines deutschen Davis-Cup-Doppels in den vergangenen 14 Partien. „Das war ein sehr wichtiger Sieg. Ich bin sehr happy“, sagte Struff. Pütz freute sich zwar über seinen gelungenen Einstand, betonte aber: „Wichtiger ist es, dass wir den dritten Punkt holen.“

Struff und Pütz vergeben acht Breakbälle

„Wir sind mitten im Match, alles gut“, hatte Becker nach dem 1:1 am Eröffnungstag noch gesagt. Und zunächst schien auch alles gut für das deutsche Duo im Clube de Ténis do Jamor in Oeiras. Der starke Doppelspieler Pütz zeigte bei seinem ersten Match im Nationaldress keinerlei Nervosität. Der 29 Jahre alte Frankfurter spielte stark am Netz und solide beim Aufschlag. Nach dem 6:2 im ersten Satz schienen die Gäste auf einem einfachen Weg zur 2:1-Führung.

Chefberater Boris Becker (M.) wirkte angespannt – beim Davis Cup geht es auch um sein Image
Chefberater Boris Becker (M.) wirkte angespannt – beim Davis Cup geht es auch um sein Image © dpa | Armando Franca

Doch Struff hatte anfangs Probleme und erwischte zunächst keinen Glanztag. Im dritten Satz vergaben Pütz und der 27 Jahre alte Struff acht Breakbälle, ehe ihnen mit dem neunten der Punkt zum 5:3 gelang. Doch sofort gaben sie ihr Aufschlagspiel wieder ab und mussten schließlich in den Tiebreak. Beim Punkt zum 2:0 stand Becker auf und rief ein lautes „Come on“ in Richtung der Spieler auf dem Platz.

Das Training der Portugiesen kurz vor dem Match hatte der dreimalige Wimbledonsieger und neue Head of Men's Tennis im Deutschen Tennis Bund noch völlig entspannt beobachtet. Während aus der deutschen Kabine „Enter Sandman“ von Metallica zur Einstimmung erklang, hatte Becker die Beine auf die Betonumrandung der Tribüne gelegt und schrieb zwischendurch noch Autogramme und ließ sich fotografieren.

Becker wirkte angespannt

Je länger das Doppel dauerte, desto angespannter wirkte allerdings auch der zweimalige Davis-Cup-Champion. Becker weiß: Ein Abstieg in die sogenannte Europa/Afrika-Gruppe bei seinem Einstand wäre mehr als nur ein sportlicher Betriebsunfall. Für das Image des DTB und seines neuen Herren-Chefs wäre es eine mittlere Katastrophe.

Immer wieder erhob sich Becker, gestikulierte oder versuchte mit Applaus die beiden Spieler aufzumuntern. Den Tiebreak verloren Struff und Pütz, holten sich dann aber Durchgang vier. Struff wurde stärker, im fünften Satz gelang den Deutschen das Break zum 5:4. Pütz servierte zum Match - und erstmals war die Becker-Faust zu sehen.