Hamburg. Die Verletzten sind wieder fit. St. Paulis Trainer Olaf Janßen hat die Qual der Wahl

Die Laune von Olaf Janßen könnte in diesen Tagen kaum besser sein. Zehn Punkte nach fünf Spielen, in Tuchfühlung zur Tabellenspitze, und rechtzeitig zum Spiel gegen den FC Ingolstadt am Sonnabend (13 Uhr, Sky und Liveticker abendblatt.de) entspannt sich die Personalsituation. „Willkommen zur Sprechstunde bei Doktor Janßen“, scherzt der 50-Jährige, der als Arzt jedoch aktuell an Langeweile leiden würde, schließlich hat sich das Lazarett, das zuletzt mit neun Ausfällen prall gefüllt war, gelichtet. Bis auf die langzeitverletzten Ryo Miyaichi (Kreuzbandriss), Philipp Ziereis (Aufbau nach Sehnenriss) und Christopher Buchtmann (Reha nach Bänderiss) sind gegen den Bundesliga-Absteiger alle Mann an Bord. Selbst Abwehrchef Lasse Sobiech könnte nach überstandener Gehirnerschütterung theoretisch auflaufen. Aufgrund des Trainingsrückstandes wird Janßen zumindest am Wochenende auf einen Einsatz des 26-Jährigen verzichten.

Doch auch ohne Sobiech bieten sich dem Trainer nahezu perfekte Bedingungen, angesichts der Tatsache, dass eine Englische Woche mit drei Partien in sieben Tagen bevorsteht. „Ich werde genau hinschauen, welcher Spieler körperlich in der Lage ist, die drei Spiele zu absolvieren. Wir werden jeden brauchen, die nötigen Optionen habe ich jetzt wieder“, erklärt Janßen. Mit Ingolstadt, Holstein Kiel, Fortuna Düsseldorf und Eintracht Braunschweig warten in den kommenden Wochen gleich vier harte Prüfungen auf St. Pauli. „Standortbestimmungen gibt es doch 34 in einer Saison“, sagt der Trainer. Er betrachte das bevorstehende Programm nüchtern und sachlich: „Für uns ist es wichtig, im Hier und Jetzt zu leben, klar im Kopf zu bleiben, und keine Energie daran zu verschwenden, auf welchem tollen Tabellenplatz man steht. Wir sind stolz, dass wir auf Platz fünf stehen, doch das ist uns nicht geschenkt worden, sondern es ist das Resultat harter Arbeit.“

Genau die erwartet der Trainer nun auch gegen Ingolstadt. In der Mannschaftssitzung am Donnerstag warnte der Übungsleiter seine Mannschaft davor, sich von dem schlechten Start des Gegners blenden zu lassen. „Ingolstadt ist die personell bestbesetzte Mannschaft der Liga und der Tabellenstand spiegelt in keiner Weise ihre Qualität wider. Da gibt es keine zwei Meinungen“, sagt Janßen, und offenbarte danach, dass er kein großer Fan davon ist, mit seinem Team am Sonnabendvormittag zu spielen.

Wegen des frühen Spiels gibt es Mittagessen zum Frühstück

Um den Biorhythmus der Spieler nicht zu stören, passt Janßen deshalb die Trainingstermine der jeweiligen Anstoßzeit an. Vor allem die Nahrungsaufnahme seiner Spieler beschäftigt ihn. Bei St. Pauli ist es üblich, dass es rund drei Stunden vor dem Anpfiff kohlenhydratreiche Kost mit Nudeln, Reis, Kartoffeln und Pute gibt. Das heißt: Am Sonnabend gibt es all das bereits zum Frühstück. „Das ist wahrlich nichts für einen Gourmet“, scherzt der ehemalige Profi: „Wer will, kann vorher ein kleines Frühstück zu sich nehmen, weil sie ja wissen, dass sie sich gegen 10.30 Uhr schon das Mittagessen reinschieben müssen.“ Ein Mann, der in diesen Tagen nicht nur Arzt, sondern auch noch Ernährungsberater, Fitnesscoach und so ganz nebenbei auch noch Trainer zu sein scheint.