Hamburg.

Die Trauer über seinen Abgang ist groß, das Verständnis aber ebenso: Jamilon Mülders hat mit seiner Ankündigung, sein Amt als Trainer der deutschen Damen für ein Engagement als Chefcoach der weiblichen Auswahl Chinas zum Monatsende aufzugeben, für Aufruhr im Deutschen Hockey-Bund (DHB) gesorgt. „Ich danke dem DHB sehr für die unkomplizierte Vertragsauflösung. Das Angebot aus China ist so lukrativ und nachhaltig, dass ich mich entschieden habe, es anzunehmen“, sagte der 41-Jährige, der ehrlich bekannte, vorrangig aus finanziellen Gründen zu wechseln.

Doch auch sportlich ist die Offerte für den ehemaligen Nationalspieler, der die Damen nach den Olympischen Spielen 2012 übernommen und sie in Rio 2016 zu Bronze geführt hatte, reizvoll: China ist für das World-League-Finale in Neuseeland im November, wo es in der Vorrunde zum pikanten ersten Duell mit Deutschland kommt, und die WM 2018 in Großbritannien bereits qualifiziert.

„Jami hat vor allem in der individuellen Förderung einen krassen Job gemacht und sich enorm für uns eingesetzt. Er wird sehr schwer zu ersetzen sein. Es ist schade, dass der DHB seine besten Trainer nicht halten kann, weil andere Nationen viel besser zahlen“, sagte Nationalstürmerin Lisa Altenburg vom Club an der Alster, die mit ihren Hamburger Auswahlkolleginnen am Donnerstagmorgen persönlich von Mülders informiert wurde. DHB-Sportdirektor Heino Knuf sagte: „Wenn Jami ein solches Angebot bekommt, um sich international zu profilieren, wollen wir ihm nicht im Weg stehen.“ DHB-Präsident Wolfgang Hillmann ergänzte: „Er hat die Damen in ein sehr gutes Fahrwasser gebracht und ein Team aufgebaut, das viel Vorfreude auf die Zukunft macht.“

Tatsächlich hat der Wahl-Berliner die Mannschaft konsequent verjüngt und ihr ein stabiles Spielsystem verordnet, in dem sie mit viel Selbstvertrauen und Dominanz auftritt. Sechs Halbfinalteilnahmen bei großen Turnieren in Serie seit dem achten WM-Rang 2014 unterstreichen seine Erfolgsbilanz. Wer seine Arbeit weiterführt, will der DHB kommende Woche bekannt geben. Mülders, der in die Nachfolgersuche eingebunden ist, sagte: „Ich bin überzeugt, dass das Team auch ohne mich sehr erfolgreich sein wird.“