Hamburg. Der Deutsche Fußball-Bund gibt Freitag die zehn Stadien für die Bewerbung um die Endrunde bekannt

Thomas Ryberg

Es ist ein Bieterwettbewerb: 10 aus 14 für 2024. Im Stadionwettstreit für die Bewerbung um die Europameisterschaft 2024 bangen die möglichen Verlierer vor der Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Freitag – auch, weil „Vitamin B“ und Klüngelei nach den Skandalen der Vergangenheit keine Rolle spielen darf.

„Wir werden uns für die zehn besten Städte entscheiden – die zehn besten Stadien mit der besten Mobilität, dem besten Sicherheitskonzept und der besten städtischen Infrastruktur“, betont DFB-Präsident Reinhard Grindel. „Das ist durch ein Bewerbungskomitee nach einer Vielzahl von Kriterien – und begleitet von Transparency International – intensiv untersucht worden.“

Berlin, Bremen, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Gelsenkirchen, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Mönchengladbach, München, Nürnberg und Stuttgart haben sich beworben. Nach dem Skandal um die Heim-WM 2006 und die Korruptionsvorwürfe gegen den Weltverband Fifa war der DFB, dessen einziger Bewerbungskonkurrent die Türkei ist, quasi gezwungen, das Auswahlverfahren transparent und nachvollziehbar zu machen.

„Wir haben den Anspruch, diese Bewerbung so vorbildlich zu gestalten, wie es das noch nie gegeben hat – nicht zuletzt vor dem Hintergrund zu Recht kritischer Fragen bei Europa- und vor allem Weltmeisterschaften“, sagt Grindel. Und: „Ich hoffe, dass gerade diese Art der Transparenz und der technischen Bewertung von Sachverhalten und Fakten eine befriedende Wirkung hat. Vor allem auch in den vier Städten, die nicht zum Zuge kommen.“

Die Entscheidung treffen die Mitglieder des DFB-Präsidiums (18 Männer und eine Frau) ab 9 Uhr im Tagungsraum der Frankfurter DFB-Zentrale, wo sie sich die Vorschläge der DFB-Evaluierungskommission anhören und dann gegen 13 Uhr ihre Entscheidung bekannt geben, die auch online gestellt wird. Zudem wird ein Vertreter der Antikorruptionsbehörde anwesend sein. In das „Ranking“ sind Bewertungspunkte aus insgesamt zehn Kategorien eingeflossen. Neben dem Fassungsvermögen spielten weitere elf Kriterien eine Rolle. Die wichtigsten waren Sicherheit und die städtische Infrastruktur – wie die Anzahl der Hotels, die Nähe zum Flughafen und die Stadionanbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Für mehr Übersichtlichkeit wurde Deutschland in vier Zonen unterteilt (Norden, Osten, Süden, Westen), aus denen jeweils mindestens ein und maximal vier Spielorte ausgewählt werden. Ein Verlierer kommt in jedem Fall aus Nordrhein-Westfalen (Dortmund, Gelsenkirchen, Köln, Düsseldorf, Mönchengladbach), wobei der „Fußballtempel“ von Borussia Dortmund mit seiner hohen Sitzplatzkapazität (65.829 Zuschauer) siegessicher sein darf. Neben Dortmund waren die Schalke-Arena (verschließbares Dach) und das Kölner Stadion bereits beim Sommermärchen 2006 Gastgeber. Köln, Düsseldorf und Mönchengladbach müssen sich zwei Plätze teilen. Zuletzt sickerte durch, dass der Borussia-Park den Zuschlag erhalten soll. Damit wäre der Niederrhein bereits mit einer Arena vertreten. Die spannende Frage aus der Sicht von Nordrhein-Westfalen wäre: Düsseldorf oder Köln?

Weil drei Stadien laut Anforderungsprofil der Uefa eine Mindestkapazität von 60.000 Zuschauern erfüllen müssen, sind das Berliner Olympiastadion (74.475), die Münchner Arena (70.000) sowie Dortmund gesetzt. Das Hamburger Volksparkstadion und die Frankfurter Arena, Heimat des DFB, haben das Ticket ebenfalls in der Tasche. Auch die Leipziger Arena, für 2006 im alten Kessel des Zentralstadions gebaut, darf sich über Spiele freuen. Verlierer sind wohl Nürnberg, Bremen und Hannover, deren Stadien nicht den hohen Anforderungen entsprechen.

Vergeben wird die EM 2024 erst im September 2018. Konkret sagte Grindel über die Qualität der türkischen Bewerbung mit Verweis auf ein entsprechendes Verbot in den Uefa-Regularien zwar nichts. Aber: „Ganz grundsätzlich ist die Lage der Menschenrechte, die Einhaltung von Meinungs- und Demonstrationsfreiheit wichtiger Bestandteil des Kriterienkatalogs“.