Hamburg.

Ein guter Trainer muss aus ernüchternden Niederlagen die positiven Aspekte ziehen, um sein Team aufbauen zu können. Fabian Rozwadowski, neuer Chefcoach der Bundesliga-Hockeyherren des Clubs an der Alster, zeigte am Sonntag in dieser Hinsicht gute Ansätze. „Im ersten Viertel sind wir nur hinterhergelaufen und haben keinen Zugriff auf die Zweikämpfe bekommen. Aber wir haben uns im Laufe des Spiels deutlich verbessert. Zieht man das erste Viertel ab, haben wir 3:2 gewonnen“, sagte der 34-Jährige.

Das Problem war, dass der Gegner aus Mülheim nach 15 Minuten – auch auf nationaler Ebene wird nur noch viermal 15 anstatt zweimal 35 Minuten gespielt, wie es international bereits Usus ist – mit 4:0 geführt hatte und dem neu formierten und durchaus ambitionierten Alster-Team damit zum Auftakt der Feldsaison 2017/18 eine 3:6-Schlappe zufügte. Johannes Große (23./41.) und der vom Lokalrivalen Uhlenhorster HC gekommene Carl Alt (33.) konnten mit ihren Toren nur Schadensbegrenzung betreiben. Das Defensivverhalten in den ersten 15 Minuten brachte den reaktivierten Nationaltorhüter Tim Jessulat (37), der den verletzten Felix Reuß und den erkrankten Tobias Deppermann vertrat, in Rage: „Die haben uns überrannt, da möchte man sich als Torwart auswechseln lassen“, zürnte er.

Rozwadowski wird sich von der Niederlage nicht entmutigen lassen, seinen Weg weiterzugehen. Dass er in der vergangenen Woche den Trainingskader auf 22 Spieler verkleinerte und mit Philip Rothländer den Kapitän der Saison 2016/17 strich, hat für Aufruhr gesorgt. Der 2016 aus Frankenthal zum Zweitligisten Großflottbeker THGC gewechselte IT-Spezialist, der im Sommer den zum englischen Nationalteam gewechselten Russell Garcia ersetzte, wirbt indes um Verständnis und Geduld. „Wir bauen auf die Spieler, die uns voll überzeugt haben. Und ein Neuanfang braucht Zeit. Wir können nicht erwarten, dass wir den Rückstand auf die nationale Spitze innerhalb einer Vorbereitung aufholen“, sagte er.

Das „wir“ schließt seinen Co-Trainer mit ein – und der ist ein Schwergewicht in der Branche. Valentin Altenburg (36), bei Olympia 2016 in Rio noch für die deutschen Herren verantwortlich und aktuell U-21-Chefcoach, darf mit einer Sondergenehmigung des Verbands als Assistent Roz­wadowskis arbeiten. „Mir tut es gut, täglich im Vereinshockey eingebunden zu sein“, sagte er. Und nach dem Auftaktspiel weiß Altenburg auch, dass noch eine Menge Arbeit auf ihn wartet.