New York. Der 28 Jahre alte argentinische Tennisprofi erreicht zum zweiten Mal das Halbfinale der US Open

Mit gesenktem Kopf verließ Roger Federer unter dem Beifall des Publikums die große Tennisbühne in New York, Juan Martin del Potro breitete die Arme aus und blickte dankbar in den Himmel. Nach der überraschenden Niederlage gegen den Argentinier fällt der erwartete Halbfinal-Showdown zwischen dem Schweizer Tennisstar und seinem Dauerrivalen Rafael Nadal am Freitag bei den US Open, den es in Flush­ing Meadows noch nie gab, aus. Federer musste sich nach ungewohnten Schwächen im Viertelfinale mit 5:7, 6:3, 6:7 (8:10), 4:6 geschlagen geben und damit Nadal (31) weiter Platz eins der Weltrangliste überlassen.

„Juan hat gekämpft wie ein Löwe. Mir hat die Spritzigkeit gefehlt. Und wenn nicht alles stimmt, verliert man eben“, sagte Federer und meinte: „Das schmerzt natürlich. Ich hatte meine Chancen, aber das Gefühl war von Anfang an nicht richtig gut heute.“ Federer wirkte das gesamte Match über angespannt, machte 41 unnötige Fehler (Unforced Errors), nutzte im dritten Durchgang vier Satzbälle nicht. Dieses Jahr hatte er zuvor bei beiden Majors, zu denen er angetreten war (Melbourne und Wimbledon), im Finale triumphiert. Seine Hoffnungen auf den sechsten US-Open-Titel endeten jetzt früher als erwartet. „Ich bin aber nicht so enttäuscht, weil es ein gutes Jahr war“, sagte er.

Nach 2:51 Stunden verwandelte del Potro (28) mit seinem insgesamt 48. direkten Gewinnschlag seinen ersten Matchball und bekreuzigte sich auf dem Platz. Die Gaucho-Fangemeinde stand kopf. „Es war ein großes Spiel. Mir ist es gelungen, gut aufzuschlagen und meine Vorhand so fest wie möglich zu schlagen“, sagte del Potro: „Es fühlt sich so an, als ob das mein Heimcourt ist.“ Für del Potro, mit lauten Sprechchören gefeiert, ist es nach drei Handgelenksoperationen und Depressionen eine grandiose Comebackstory. Der US-Open-Sieger von 2009, damals besiegte er im Endspiel Federer in fünf Sätzen, fordert nun Nadal, den er in den bisherigen 13 Duellen immerhin fünfmal besiegen konnte. Im zweiten Halbfinale stehen sich die Außenseiter Pablo Carreno Busta aus Spanien und Kevin Anderson (Südafrika) gegenüber.

Bei den Damen kam es in der Nacht zu Freitag zu amerikanischen Tennis-Festtagen. Mit Madison Keys, CoCo Vandeweghe, Venus Williams und Sloane Stephens bestreiten erstmals seit 32 Jahren – den Zeiten von Martina Navratilova – vier US-Damen die beiden Halbfinals eines Grand-Slam-Turniers. Bei den US Open gab es das zuletzt 1981. Neue Nummer eins der Damen, die insgesamt 24. seit 1975, wird die Spanierin Garbine Muguruza (23). Die Tschechin Karolina Pliskova musste die Spitzenposition nach ihrer Viertelfinalniederlage nach acht Wochen abgeben.