Hamburg.

Manchmal ist es eine Sache der Perspektive. Das Heimspiel des HSV gegen RB Leipzig zum Beispiel. Hier der Dauerrelegationist, dort der Neu-Championsligist. Hier Fußballbeine im Wert von nicht einmal 70 Millionen Euro, dort ein Gesamtmarktwert von rund 190 Millionen. Oder aber von der anderen Seite betrachtet: hier der Überraschungsdritte, dort der Tabellensiebte. Hier der vor einem halben Jahr 3:0-Sieger, dort der vor einem halben Jahr 0:3-Verlierer. Um es kurz zu machen: RB-Trainer Ralph Hasenhüttl hat sich für die Demutsperspektive entschieden: „Wir brauchen eine Topleistung und müssen vieles richtig machen, um diesmal zu bestehen“, sagt der Coach, der ganz im Ernst noch ergänzt: „Das letzte Spiel haben sie klar dominiert, damit haben wir die Favoritenrolle geklärt.“

Ob diese Favoritenrolle tatsächlich so geklärt ist, wird man spätestens an diesem Freitagabend ab 20.30 Uhr (live im Eurosport-Player) im Volkspark beobachten können. Erst dann dürfte auch feststehen, ob Hasenhüttls erklärter Favorit mit dem weit gereisten Bobby Wood von Anfang an stürmen kann. Immerhin: Beim geheimen Abschlusstraining am Donnerstag im Stadion konnte der erst am Vormittag gelandete US-Torjäger auch ohne Schlaf mitmachen.

Bis zum Abend muss HSV-Trainer Markus Gisdol heute aber noch dreimal auf Wood klopfen. Sollte sich der ansonsten gesetzte Angreifer doch nicht zu 100 Prozent fit fühlen, würde Sven Schipplock in die Startelf rücken. Ziemlich sicher auf der Bank wird dagegen wieder Douglas Santos Platz nehmen, der erstmals in dieser Saison einen Platz im Kader ergattern konnte.

Favoritenrolle hin oder her – tatsächlich könnte der HSV mit dem dritten Saisonsieg in Folge an diesem Freitag ein klein wenig Geschichte schreiben. Denn drei Dreier zum Start haben die Hamburger in ihrer langen Bundesligageschichte erst einmal vor mehr als 40 Jahren geschafft: 1974/75 gewann der HSV zum Auftakt gegen Mönchengladbach, Offenbach und Frankfurt. Besonderer Anreiz für den Eintrag in die Geschichtsbücher: Ein Erfolg gegen Leipzig wäre der 500. Heimerfolg des HSV. Zum Vergleich: RB hatte insgesamt erst 36 Spiele in der Bundesliga. Die Favoritenrolle an diesem Abend sollte somit geklärt sein.

HSV: Mathenia – Diekmeier, Papadopoulos, Jung, van Drongelen – Ekdal, Walace – Hahn, Holtby, Kostic – Wood.RB Leipzig: Gulacsi – Klostermann, Orban, Upamecano, Halstenberg – Keita, Demme – Sabitzer, Forsberg – Augustin, Werner.