Hamburg. Handballer des HSV Hamburg weisen Aufsteiger HG Barmbek beim Drittligaderby mit 32:16 in die Schranken

Irgendwann, Mitte der zweiten Halbzeit, alles war längst entschieden, musste selbst Arne Schneider mitten im Spiel grinsen. Verlegen, belustigt, hilflos, verzweifelt? Weiß man nicht. Eine kleine Übersprungreaktion auf jeden Fall, denn eines war ja klar: Zu lachen gab es in diesem Moment für die Handballer des Drittliga-Aufsteigers HG Barmbek gegen den dann doch übermächtigen Lokal-„Rrivalen“ HSV Hamburg nichts mehr. 16:32 stand am Ende klar und brutal in roten Ziffern auf der Anzeigetafel in der Sporthalle Wandsbek.

Es war ja das erste Heimspiel am Sonnabend für die „Barmbek Dream Boys“, den Außenseiter-Aufsteiger in diese Dritte Liga Nord, der mit seinem Minietat von 150.000 Euro das Wagnis eingegangen ist, sich mit ganz anderen Kalibern zu messen. Wie dem HSV, der ganz andere Ziele hat, sie aber nicht öffentlich verkündet. Das übernahm dafür Barmbeks Trainer Holger Bockelmann: „Ich bin überzeugt davon, dass der HSV Meister wird.“

Neuer HSV-Torwart Jan Peveling hält überragend

Offiziell 1600 Zuschauer, lange Schlangen vor den Ticketschaltern und den Bierständen im Umlauf. Nur wer sich an dem Crowd­funding-Projekt der HGB beteiligt hatte, der kam schneller an seine Eintrittskarte. Beste Stimmung, schwer was los – und die Polizei ließ vor der Halle Falschparker abschleppen oder solche, die sie dafür hielt. Barmbeks „Macher“ Jürgen Hitsch lief freudig aufgeregt zwischen seinen Spielern beim Warmmachen hin und her und schaute sich das Treiben an: „Es ist toll, dafür machen wir das alles.“ Und dann, kurz vor Anpfiff, stimmten zwei ältere Herren im Fischerhemd mit Gitarre und Quetschkommode ihr Stimmungslied an: „Was für eine Last für den Handballverband sind die Jungs vom Barmbeker Land.“

Nach dem Spiel war Hitsch nicht mehr ganz so guter Laune. „Die letzten 15 Minuten brauchen wir nicht, naiv ist freundlich ausgedrückt“, sagte er, „das war zu wenig. Wir sind jetzt irgendwo bei den Profis, da geht so etwas nicht.“ Bis 10:11 in der 22. Minute hatten die Barmbeker die Partie erstaunlich offen gehalten, weil der HSV nicht recht ins schnelle Angriffsspiel fand und in der Defensive nicht richtig zupackte. Dann wechselte Trainer Torsten Jansen den gerade erst aus Norderstedt verpflichteten Torwart Jan Peveling ein, und alles ging nur noch in eine Richtung.

Über 10:15 zur Pause setzte sich der HSV ab, warf die Gastgeber in den letzten 15 Minuten mit zahlreichen Gegenstößen auseinander. Mit sechs Treffern waren Routinier Stefan Schröder und Jan Forstbauer beste HSV-Schützen. Sechsmal waren für Barmbek auch Dennis Tretow und Christoph Wischnewski erfolgreich. „Dass wir nicht gewinnen, war klar“, sagte Bockelmann, „wir wollten aber lange mithalten, das ist ganz gut gelungen.“ Über die letzten 15 Minuten war er nicht böse.

Daraus lernen müssen sie dennoch und wollen es auch. „Das war eine Kopf- und Kraftfrage“, sagte Barmbeks Timon Kaminski, „wir haben keinen so großen Kader.“ Messen müssen sie sich an den letzten sechs, sieben der Tabelle. Und da bleibt Bockelmann positiv, auch wenn Freitagabend in Kiel-Altenholz der nächste übermächtige Gegner wartet: „Wir sehen, dass wir in der Liga mithalten können.“ Aber eben nicht mit diesem HSV.

„Nach dem Spiel geht es mir besser als vorher, wir wissen jetzt, wo wir stehen“, sagte Trainer Jansen. Seine Jungs haben am Ende gnadenlos Vollgas gespielt, auch die ganz jungen, die in der zweiten Hälfte vermehrt zum Einsatz kamen: „Sie haben das sehr gut gemacht.“ Es war ein klares Statement: „Ich bin froh, dass wir gut in die Saison gekommen sind“, sagte HSV-Spielmacher Lukas Ossenkopp also, „ich bin sehr optimistisch.“