Timmendorfer Strand. Das Hamburger Erfolgsteam war überraschend bei der deutschen Meisterschaft ausgeschieden. Trainer Jürgen Wagner ist außer sich.

Müde, ausgelaugt und richtig traurig: Laura Ludwig und Kira Walkenhorst haderten mit dem frühen Aus bei den deutschen Meisterschaften. „Der Körper ist nach EM, WM und World Tour Finale sicher nicht mehr der Frischeste gewesen. Es war einfach nicht mehr drin“, sagte Beachvolleyball-Weltmeisterin Ludwig nach dem ungewohnten fünften Platz am Timmendorfer Strand. Erstmals in der erfolgreichen Saison flossen richtig Tränen – und nicht aus Freude.

"Wer so etwas plant, hat keine Ahnung von Sport"

„Das war ein sensationelles Jahr. Aber die Saison war extrem schwer, weil es keine Erholungsphasen gab“, meinte Cheftrainer Jürgen Wagner und machte den Weltverband FIVB, den europäischen CEV und den nationalen DVV dafür verantwortlich, dass seine Mädels an der Küste nicht mehr mithalten konnten.

Ein glückliches Trio: Kira Walkenhorst (l.), Trainer Jürgen Wagner und Laura Ludwig nach  ihrem Olympiasieg am 18. August 2016 in Rio de Janeiro
Ein glückliches Trio: Kira Walkenhorst (l.), Trainer Jürgen Wagner und Laura Ludwig nach ihrem Olympiasieg am 18. August 2016 in Rio de Janeiro © picture alliance / nordphoto

Die Belastung in den vergangenen fünf Wochen mit der gewonnenen WM, der EM, dem Sieg beim World Tour Finale in Hamburg und dem nationalen Höhepunkt zum Abschluss sei enorm gewesen. "Das waren mit der WM, EM, dem World Tour Final und der deutschen Meisterschaft vier Höhepunkte in viereinhalb Wochen", sagte Wagner beachvolleyball.de: "Wer so etwas plant, hat keine Ahnung von Sport."

Wagner macht seinen beiden Schützlingen keinen Vorwurf. "In Hamburg haben wir im ganzen Turnier nicht ein Ass bekommen, hier bis zu fünf in einem Spiel – daran sieht man, dass irgendwann Ende ist, wirklich Ende", sagte der Erfolgstrainer, der bereits Julius Brink und Jonas Reckermann 2012 zu Olympia-Gold geführt hatte: "Da kann man den beiden auch Null Vorwürfe machen, das ist okay. Wir haben in den letzten Wochen Herausragendes geleistet."

Walkenhorst: "Bin froh, dass es vorbei ist"

Auch Kira Walkenhorst scheint trotz der Enttäuschung nun erleichtert zu sein. „Du versuchst gegen die Müdigkeit des Körpers mit dem Kopf anzukämpfen, aber du merkst, dass es von Tag zu Tag schwieriger wird“, beschrieb Walkenhorst die Tortur dieses Sommers. „Tatsächlich bin ich froh, dass es vorbei ist“.

Auch Chantal Laboureur und Julia Sude (Stuttgart/Friedrichshafen) machten den Termin-Marathon mit, standen beim Titelkampf an der Ostsee erstmals gemeinsam ganz oben auf dem Treppchen. „Die letzten Wochen waren schon anstrengend, besonders für den Kopf, sich immer wieder zu pushen“, meinte Laboureur. „Ich würde mir mehr Abstimmung von den Verbänden wünschen. Aber zurzeit ist es so, dass es international zu wenige Ausrichter gibt und sich die Verbände dann nach den Wünschen der Veranstalter richten.“

Nun geht es für die Olympiasiegerinnen an die Planung für die Zukunft. „Timmendorf ist das Mekka, wir kommen bis 2020 wieder – da bin ich ja erst 34“, kündigte Ludwig an. Aber erstmal geht es in den Urlaub: Für die siebenmalige nationale Meisterin in die Toscana, für Walkenhorst acht Tage nach Montenegro. Die 26 Jahre alte Blockerin wird zudem ihre verletzte Schulter noch einmal genau untersuchen lassen: „Ich werde ein paar Ärzte aufsuchen.“