Hamburg. Europameister Abass Baraou scheitert bei der Amateurbox-WM im Halbfinale

Die stehenden Ovationen der 2500 Fans nahm er noch gefasst hin, doch vor der Kamera übermannten Abass Baraou die Gefühle. „Ich hoffe, dass ich niemanden enttäuscht habe“, sagte der Weltergewichtler, bevor ihn ein Weinkrampf schüttelte. Um die Antwort vorwegzunehmen: Enttäuscht hatte der 22-Jährige in seinem Halbfinalkampf bei der Amateurbox-WM in der Sporthalle Hamburg keinesfalls, enttäuschend war sein Ausscheiden dennoch, denn die Finals in zehn Gewichtsklassen finden damit an diesem Sonnabend (18 Uhr) ohne deutsche Beteiligung statt.

Vielleicht waren es die zwei vorangegangenen Ringschlachten gewesen, die die nötige Kraft gekostet hatten, um den Kubaner Roniel Iglesias (29) unter Druck zu setzen. Der in Aalen geborene Europameister, der seit drei Jahren in Berlin trainiert, aber in Oberhausen aufwuchs, kam in keiner Phase des Kampfes entscheidend zum Zug. Rechtsausleger Iglesias, 2012 in London Olympiasieger, hatte genau das richtige Rezept gefunden, indem er so viel schlug, dass der Sohn togolesischer Eltern sich nicht entfalten konnte. Der 4:1-Punktsieg war letztlich verdient für den Kubaner, der im Finale auf den Usbeken Shakram Gijasow trifft.

„Abass hat alles gegeben. Es war ein sehr ausgeglichener Kampf, uns hat das Quäntchen Glück gefehlt“, sagte Bundestrainer Michael Timm. Baraou gestand, als die Tränen verdrückt waren, dass „der Gegner sehr gut auf mich eingestellt war. Ich war etwas müde, habe mich nicht richtig fit gefühlt“, sagte der Sportsoldat, der neben der Bronzemedaille – einen Kampf um Platz drei gibt es nicht – eine wichtige Erfahrung aus der WM mitnimmt: „Ich habe gesehen, dass ich mithalten kann. Das wird mich stärker machen.“