Amstelveen. Deutsche Damen und Herren verlieren bei der EM jeweils auch das kleine Finale

Das abschließende Bild der deutschen Hockey-Mannschaft, das sich den knapp 10.000 Zuschauern im Wagener-Stadion am Sonntag bot, kannten sie bereits vom Vortag: Die in Schwarz gekleidete Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) drehte auf dem Kunstrasen in Amstelveen eine Stadionrunde und dankte den Fans für die Unterstützung, gleichzeitig inszenierten sich die englischen Spieler mit Bronzemedaillen um den Hals für die Fotografen. Sowohl die deutschen Damen als auch Herren haben bei der Europameisterschaft in den Niederlanden ein Trauma erlebt: Beide scheiterten im Halbfinale gegen Belgien, beide gingen im kleinen Finale gegen England leer aus. Die Damen am Sonnabend mit 0:2 (0:1), die Herren tags darauf mit 2:4 (1:2). Gleichzeitig keine EM-Medaillen für Deutschland? Das gab es noch nie.

„Es ist bitter, wir müssen das so aber akzeptieren“, sagte DHB-Präsident Wolfgang Hillmann zerknirscht. Bei den Herren wird seit 1970 um den Titel in Europa gespielt, nur 2007 in Manchester stand Deutschland nicht auf dem Treppchen. Die Damen gingen lediglich bei der zweiten Austragung 1987 in London leer aus. Immerhin steht für beide Auswahlen unterm Strich für 2017 die Qualifikation für das World-League-Finale Ende des Jahres und die WM 2018.

Während Oranje gleich doppelt gegen Belgien EM-Gold abräumte (die Damen gewannen mit 3:0, die Herren mit 4:2), mussten die Deutschen vor den Toren Amsterdams erkennen, dass das Leistungsniveau in der Weltspitze immer höher und ausgeglichener wird. „Wir werden nicht alles infrage stellen“, sagte Herren-Bundestrainer Stefan Kermas, nachdem gegen England Tore durch den Kölner Mats Grambusch und den Mülheimer Lukas Windfeder nicht für Bronze ausgereicht hatten. „Platz vier ist enttäuschend. Wir können aber nicht von einem Umbruch reden und sagen, dass eine neue Generation da ist, andererseits aber erwarten, dass wir ein halbes Jahr später hier halb Europa rausschießen.“ Was Damen-Bundestrainer Jamilon Mülders auf seine Truppe bezog, hatte auch Gültigkeit für die Herren: „Wenn ich auf das gesamte Turnier blicke, sehe ich die Fortschritte. Jetzt zählt aber nur das Ergebnis, und da haben wir heute nicht geliefert. Trotzdem wird Deutschland noch viel Spaß an der Mannschaft haben.“

Am Rande des Turniers wurde der frühere Welthockeyspieler und zweimalige Olympiasieger Moritz Fürste (32, UHC) in die Hall of Fame des Europaverbands EHF aufgenommen.