Hamburg. HSV-Beachvolleyball-Duo gewinnt das Finale der Major-Tour und widmet den Triumph seinem Betreuerstab

Laura Ludwig (31) tanzte ausgelassen auf dem Centre-Court am Rothenbaum, dann bis spät in die Nacht im Moondoo an der Reeperbahn. Partnerin Kira Walkenhorst (26) genoss den Jubel der Zehntausend im Stadion, brach die Feierlichkeiten am frühen Abend aber wegen Erschöpfung ab. Sie hatte nach Krankheiten, Verletzungen, Trainingsrückstand und Behandlungen fast rund um die Uhr ihre letzte Energie in das aufreibende Turnier gesteckt.

Die Olympiasiegerinnen haben ein für sie schwieriges Jahr mit dem Sieg beim Majortour-Finale gekrönt. In einem hochklassigen Endspiel bezwangen sie die Brasilianerinnen Ågatha (34) und Duda (19) nach 55 Minuten mit 2:1 (21:17, 19:21, 15:10)-Sätzen. Nach der Weltmeisterschaft Anfang August in Wien gewann das HSV-Duo – wie im Vorjahr in Toronto (Kanada) – auch das mit 800.000 US-Dollar am höchsten dotierte Turnier der Saison. Ihr Preisgeld: 100.000 Dollar. Walkenhorst wurde zudem als beste Spielerin ausgezeichnet. Dafür erhielt sie einen Kleinwagen. Den werde sie jemandem aus dem Team schenken, kündigte sie an: „Ohne unsere Ärzte und Physios hätten wir nicht antreten können.“

„Der Olympiasieg war cool, der Weltmeistertitel noch cooler. Aber das hier war sensationell“, schrie Ludwig nach dem Triumph ins Stadionmikrofon. So was habe sie noch nie erlebt, das sei „Gänsehaut pur“ gewesen. „Sie haben gespürt, dass Hamburg hinter ihnen steht. Das setzt bei jedem Menschen Emotionen frei. Und Laura und Kira sind zwei junge Frauen, die ganz viele Emotionen haben“, sagte Cheftrainer Jürgen Wagner (61), der Kopf der Expertencrew hinter dem Team.

Trainer

Jürgen Wagner (Moers) ist das Superhirn des Teams, das er 2012 übernahm. Er stellte Technik, Taktik, Krafttraining um, fällt alle wichtigen sportlichen Entscheidungen. Helke Claasen (40), Hamburgs Trainerin des Jahres und einst Weltklasse-Beacherin, ist seine kongeniale Partnerin, die seit dem Olympiasieg 2016 immer mehr Verantwortung übernimmt, die tägliche Arbeit leitet.

Scouts

Die Spielbeobachter Ron Gödde und Raimund Wenning vom Deutschen Volleyball-Verband (DVV) haben mehr als 3500 Beachvolleyballspiele aufgenommen, ausgewertet und Strategien für die meisten Gegnerinnen entwickelt. Von ihrer Arbeit partizipieren alle deutschen Nationalteams.

Psychologin

Die Sportpsychologin Anett Szegti (37) ist die Vertraute beider Spielerinnen, zu denen sie dennoch eine professionelle Distanz hält. Szigeti hat das Team 2015 nach Platz 17 bei der WM in den Niederlanden aus der tiefsten Krise innerhalb von 14 Monaten zum Olympiasieg geführt. Für jedes Spiel und jedes Turnier formuliert sie einprägsame Sätze, die Ludwig und Walkenhorst in Stresssituationen abrufen können.

Ärzte

Der Hamburger Hautarzt Michael Tank koordiniert die medizinische Betreuung. In den vergangenen Tagen zog er auch den ehemaligen HSV-Mannschaftsarzt Gerold Schwartz zu Rate, der Walkenhorst („Alles, was legal ist, haben wir gemacht“) fürs Finale fitspritzte. „Die Gefahr von Spätfolgen besteht nicht, sonst hätten wir sie aus dem Turnier genommen“, sagte Tank.

Physiotherapeuten

Katharina Hubert (Olympiastützpunkt Hamburg) und Bastian Großheim (Therapiezentrum Paderborn) wichen in Hamburg nicht von Walkenhorsts Seite, weil Chef-Physiotherapeut Jochen Dirksmeyer (Paderborn) diesmal wegen Krankheit verhindert war.

Vermarkter

Die Agentur Vitesse Kärcher GmbH betreut Ludwig/Walkenhorst, der ehemalige Weltklasse-Beachvolleyballer An­dreas Scheuerpflug (Berlin) ist für sie zuständig. Zuletzt gelang mit Ausrüster Adidas ein „Hammer-Deal“ (Ludwig). Dank Werbeeinnahmen werden beide in den nächsten Jahren Millionärinnen.