Hamburg. Im Heimspiel gegen Heidenheim sind St. Paulis Angreifer Bouhaddouz und Allagui besonders gefordert

Es ist inzwischen fast vier Monate her, als der FC St. Pauli zuletzt ein Zweitliga-Heimspiel im heimischen Millerntor-Stadion gewann. Am 28. April siegte das noch von Ewald Lienen trainierte Team mit 3:0 und vergrößerte damit den Vorsprung auf den Abstiegs-Relegationsplatz auf fünf Zähler. Es war die Vorentscheidung im Kampf um den Klassenverbleib.

Gegner war damals der 1. FC Heidenheim, der auch an diesem Sonnabend (13 Uhr, Sky live und Liveticker abendblatt.de) wieder im Millerntor-Stadion antritt. Für St. Pauli geht es an diesem vierten Spieltag der neuen Saison zwar nicht wie im April um Punkte für die sportliche Existenz, wohl aber darum, die jüngste Tendenz aufzuhalten und nicht zu einem ausgewachsenen Negativtrend anwachsen zu lassen. Seit dem viel beachteten 1:0-Auswärtssieg zum Saisonauftakt beim anfangs hoch eingeschätzten VfL Bochum ließen die St. Paulianer ein 2:2 im ersten Heimspiel gegen Dresden, das Pokal-Aus beim Drittligisten SC Paderborn (1:2) und zuletzt eine 0:3-Niederlage beim Bundesliga-Absteiger Darmstadt 98 folgen. Im ungünstigen Fall droht jetzt sogar der Sturz auf den 16. Platz.

Neben der zuletzt abhandengekommenen Stabilität in der Defensive mangelte es dem Team zuletzt auch an der Konsequenz im Torabschluss. Weiterhin einziger Zweitliga-Torschütze St. Paulis in dieser Saison ist Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann mit beachtlichen drei Treffern. Enttäuschend aber ist insbesondere, dass die beiden Stürmer Aziz Bouhaddouz und Sami Allagui in der Liga noch ohne Erfolgserlebnis sind und auch insgesamt bisher nicht überzeugend agiert haben. Das hatte sich in den Testspielen zuvor gegen Werder Bremen (2:1) und gegen Stoke City (4:2) noch sehr viel positiver dargestellt. Inzwischen ist klar, dass diese beiden Partien eher ein Muster ohne Wert waren, weil die Gegner nicht im Wettkampfmodus waren. Dies stellt sich in der Zweiten Liga wie erwartet völlig anders da.

Der marokkanische Nationalspieler Aziz Bouhaddouz hatte in der vergangenen Saison mit 15 Saisontoren erheblichen Anteil daran, dass St. Pauli in der Liga blieb. Jetzt vergab der 30-Jährige schon einige hochkarätige Möglichkeiten, zuletzt hatte er sowohl im Pokalspiel in Paderborn als auch im Punktspiel in Darmstadt beste Chancen zu einem frühen 1:0. Mutmaßlich hätten beide Matches einen anderen Verlauf genommen. „Ich brauche meist ein paar Spiele, um in die Saison zu kommen“, sagt Bouhaddouz, der zuletzt auf dem Feld genervt wirkte. Die Adduktorenprobleme, die ihn am Wochenanfang noch behinderten, hat er inzwischen überwunden.

Der von Hertha BSC gekommene und als „Königstransfer“ titulierte Sami Allagui (31) traf immerhin im Pokalspiel in Paderborn zum 1:2-Anschluss, vergab aber in Darmstadt recht lässig einen Strafstoß beim Stand von 0:2. „Es gibt eben Phasen, in denen kein Ball reinflutscht. Die beiden müssen weiter so akribisch arbeiten, weiter zueinanderstehen und miteinander gut kommunizieren, um eine noch bessere Abstimmung zu erzielen“, sagt St. Paulis Trainer Olaf Janßen dazu. „Richtig down sind sie nicht. Das hängt auch mit ihrer Erfahrung zusammen, dass sie da wieder herauskommen können. Aber beide pfeifen jetzt kein La Paloma. Es lastet viel Verantwortung auf ihnen. Spurlos geht das nicht an ihnen vorbei. Daher wünschen wir uns, dass es am Wochenende anders aussieht.“

Als ein Grund für die Torflaute der beiden Stürmer hat Janßen aber auch mangelnde Qualität der Flanken ausgemacht, die von den Außenbahnen in den Strafraum kommen. Daher ist denkbar, dass der Trainer den schnellen Linksfuß Cenk Sahin auf der linken Außenbahn aufbietet und Waldemar Sobota über rechts kommt, um mit seinem stärkeren rechten Fuß ebenfalls aus dem Lauf Flanken zu schlagen. In jedem Fall erwartet Trainer Olaf Janßen, dass sich sein Team gegen Heidenheim weniger vom Gegner treiben lässt, sondern „selbst den Rhythmus bestimmt“.