Hamburg. Die U-17-Europameisterin und „wertvollste“ EM-Spielerin wird schon mit Emily Bölk verglichen

Aimée von Pereira. Ein Name wie ein Gedicht. Warum eine junge Handballerin aus Herzhorn im Schleswig-Holsteinischen Kreis Steinburg so heißt? Darum. Ihre Mutter Ama kommt zwar aus dem englischsprachigen Ghana, hat aber ein Faible für französische Namen. Und ihr Vater Ingo stammt aus einer adeligen portugiesischen Familie, die das „de“ Pereira eingedeutscht hat in „von“ Pereira.

Man sollte sich diesen schönen Namen merken. Aimée ist quasi die neue Emmy beim Buxtehuder SV. Wie Nationalmannschaftsjungstar Emily Bölk (19) ist von Pereira (17) 1,82 Meter groß, spielt auf der Königsposition im linken Rückraum und wurde am Sonntag bei der U-17-EM in der Slowakei, wo Deutschland den Titel gewann, zur „wertvollsten Spielerin“ gewählt. Bölk war 2014 bei der U-18-WM in Mazedonien als „MVP“ ausgezeichnet worden, als Deutschland Silber holte. „Ich werde oft mit Emmy verglichen, weil wir ähnliche Erfolge haben. Angst macht mir der Vergleich nicht. Emmy ist für jede junge Spielerin ein Vorbild“, sagt von Pereira, die den BSV im Juni auch zur deutschen A-Jugend-Meisterschaft geworfen hatte – als Jahrgangsjüngere mit elf Toren im Finale gegen Bayer Leverkusen (24:23). 2016 hatte Bölk das Team zum Meistertitel geführt.

Anders als Bölk war von Pereira zuletzt vom Radar des Deutschen Handballbundes (DHB) verschwunden. 2015 wurde sie bei der DHB-Sichtung ins Allstar-Team berufen, aber dann spielte sie bei ihrem Heimatverein MTV Herzhorn mit den Damen in der Oberliga so vor sich hin. Bis Jahresende 2016. Bis sich ihre Entdeckerin, Heike Axmann, die BSV-Trainerin für die A-Jugend und die Drittligadamen, an sie erinnerte und sie anrief. Sie hatte sie vor einigen Jahren in der Schleswig-Holstein-Auswahl gesehen. „Es gibt so Menschen, die man nicht vergisst. Was hat dieses Mädchen für geile Voraussetzungen?“ Trotzdem: „Vorsicht mit Vergleichen. Emily war mit 18 schon Leistungsträgerin in der Bundesliga und Nationalspielerin.“

Von Pereira, deren Stärke neben ihrer Wurfgewalt ihr Abwehrspiel ist („Ich liebe es, wenn Gegnerinnen verzweifeln“), pendelt dreimal die Woche mit der Bahn zum Training. Sie kommt jetzt in die zwölfte Klasse, den Abiturjahrgang eines G8-Gymnasiums in Glückstadt. Die 17-Jährige peilt einen 1,6er-Notenschnitt und ein Medizinstudium an. Nebenbei spielt sie Cello. Es gibt viel zu erzählen über Aimée von Pereira. Nicht nur über ihren Namen.