Hamburg .

Abfahrt: Montagmittag. Richtung: Racice in Tschechien. Ziel: die WM. Edina Müller ist wieder mit ihrem Kajak unterwegs. Am Mittwoch Vorlauf, am Sonnabend dann – höchstwahrscheinlich – das Finale. 200 Meter Vollgas in der Elbe Arena. Und dann? „Mein Ziel ist es immer, in der Nähe der Podestplätze zu bleiben“, sagt sie.

Eine Kampfansage ist das nicht. Dabei geht sie doch als Titelverteidigerin in die Wettkämpfe der Parakanuten. Vor einem Jahr in Duisburg konnte sie den Titel schließlich gewinnen und ließ bei den Paralympics in Rio Silber folgen. Warum also diese Bescheidenheit?

„Bei einer WM weiß man nie, wer alles an den Start geht“, sagt die Hamburgerin. Insbesondere die asiatischen Verbände bieten da immer wieder Überraschungen. Plötzlich tauchen Kontrahentinnen auf, die man noch nie vorher gesehen hat. Einen ersten Eindruck über die Stärke der Konkurrenz wird Müller also erst am Dienstag nach den Klassifizierungen und ersten Vorläufen gewinnen.

Dann ist da auch noch der Rest Unsicherheit über die eigene Leistungsstärke. „Die WM kommt für mich eigentlich zwei bis drei Wochen zu früh“, sagt die 34-Jährige, „mir fehlen fast zwei, drei Monate Grundlagentraining aus dem Winter.“ Ein Grippevirus hatte sie zu Jahresbeginn geschüttelt und weit zurückgeworfen. „Ich war richtig lange krank. Immer wenn ich gedacht habe, jetzt ist es ausgestanden, kam ein Rückfall.“

Deshalb auch hatte sie sich sehr über Bronze bei der EM Mitte Juli im bulgarischen Plovdiv gefreut: „Die Medaille war toll. Es war unglaublich eng, und es hätte auch nur Platz fünf werden können.“ Den Titel gewann ihre englische Dauerkontrahentin Jeanette Chippington, die sie in Duisburg erstmals schlagen konnte, die ihr in Rio bei den Paralympischen Spielen 2016 dann aber wieder die Goldmedaille wegschnappte.

Die Britin ist wieder Favoritin auf den WM-Titel, auch die Russin Alexandra Dupik war kürzlich schneller als Müller. Seitdem gab es eine Woche Urlaub und danach eine intensive WM-Vorbereitung mit ihrem Heim- und Bundestrainer Arne Bandholz und dem deutschen Kader im Leistungszentrum Kienbaum. Müller: „Seit der EM habe ich das Gefühl, dass es wieder aufwärtsgeht.“