Hamburg. St. Paulis Innenverteidiger trainiert wieder leicht – Flitzer am Spielfeldrand

Die Fußballprofis des FC St. Pauli und die Trainingskiebitze hatten so einen Auftritt auf der Anlage an der Kollaustraße noch nie erlebt. Ernst Wilhelm Wittig, der sich „Ernie“ nennt und den zweifelhaften Ruf pflegt, Deutschlands bekanntester „Flitzer“ zu sein, stattete am Montag per Fahrrad dem Training des Zweitligisten einen Besuch ab. Er präsentierte sich den vorbeilaufenden Spielern splitternackt. Kurz danach fuhr der Bielefelder Exhibitionist, der wegen seiner Belästigungen auch schon mehrere Jahre im Gefängnis gesessen hatte, wieder davon – bekleidet.

Erst später gesellte sich auch Lasse Sobiech zu St. Paulis Trainingsgruppe, absolvierte allerdings mit Athletiktrainer Janosch Emonts nur ein individuelles Programm mit leichter Belastung. Der 26-Jährige dehnte sich, joggte, spielte ein paar Pässe und schoss am Ende noch auf das Tor. Es war ein erster Test nach seiner Kopfverletzung, die er am Montag vergangener Woche beim DFB-Pokalspiel beim SC Paderborn (1:2) erlitten hatte. „Es hat gutgetan, sich mal wieder an der Luft zu bewegen. Wir müssen jetzt aber abwarten, ob ich mich später auch noch so gut wie jetzt fühle“, sagte St. Paulis Vizekapitän. Zumindest aber nährte seine Übungseinheit die Hoffnung, dass er am Sonnabend im Heimspiel gegen Heidenheim wieder einsatzfähig sein könnte. „Wir werden aber jedes Risiko vermeiden. So eine Kopfverletzung ist etwas anderes als eine Prellung am Bein“, stellte Sobiech klar. St. Paulis Trainer Olaf Janßen hatte zuvor bereits gesagt, dass er Sobiech erst wieder aufstellen werde, wenn dieser sich wieder hundertprozentig wohlfühle. Insbesondere müsse sichergestellt sein, dass er keine Beschwerden nach Kopfbällen hat.

Ganz besonders interessiert verfolgt Abwehrkollege und Kumpel Marc Hornschuh die Genesung Sobiechs. Zusammen haben die beiden 26-Jährigen schon in den Jugendteams von Borussia Dortmund jahrelang ein Innenverteidiger-Duo gebildet. „Es hilft, wenn man eingespielt ist und weiß, wie der andere tickt. Ich würde Lasses Fehlen aber nicht als Grund dafür sehen, dass wir in Darmstadt drei Gegentore bekommen haben“, sagte Hornschuh am Montag. „Für die Einstellung, mit der ich ins Spiel gehe, macht es keinen Unterschied, ob Lasse gegen Heidenheim wieder dabei ist oder nicht. Ich will Verantwortung übernehmen und Anweisungen geben. Das ist auf dieser zentralen Position auch nötig.“

Philipp Ziereis ist genau drei Monate nach seinem in Bochum erlittenen Sehnenriss im Oberschenkel wieder nach Hamburg zurückgekehrt. Der 24 Jahre alte Verteidiger hatte in den vergangenen Wochen seine Reha in Donaustauf bei Spezialist Klaus Eder absolviert. Jetzt setzt er das Programm in der Hansestadt fort.