Leverkusen.

Komfortzone ist ein Wort, das man in Leverkusen gar nicht gerne hört. Sportchef Rudi Völler bekommt regelmäßig Schnappatmung, wenn er mit dem Vorwurf konfrontiert wird, dass seine Spieler in Saus und Braus leben und immer dann versagen, wenn es um richtig etwas geht.

Damit das böse Wort nicht mehr in Verbindung mit Bayer genannt wird, hat man einen Trainer verpflichtet, der den Club zurückführen soll zu alten Werten. Heiko Herrlich (45) soll die Ansammlung hoch talentierter Fußballmillionäre wie Julian Brandt (21), Kai Havertz (18) oder Benjamin Henrichs (20) zu einem verschworenen Haufen formen, um den Sprung zurück in die internationalen Bundesligaplätze zu schaffen.

Das neue „Wir-Gefühl“ soll die ­15-Millionen-Euro-Neuerwerbung Sven Bender, der Zwillingsbruder von Bayers Mittelfeldspieler Lars, verkörpern. Der ehemalige Dortmunder soll als „Charakterspieler“ (Sportchef Rudi Völler) Führungsaufgaben übernehmen. Herrlich sagt über den Königstransfer: „Seine Mentalität und sein Teamspirit machen ihn zu einem idealen Anführer.“

Das Selbstvertrauen in Leverkusen ist trotz der hochdekorierten Abgänge des mexikanischen Torjägers Chicharito (West Ham United), Ömer Toprak (Borussia Dortmund) und Hakan Calhanoglu (AC Mailand), die 42 Millionen Euro Ablöse einbrachten, groß. Herrlich sagt vor dem Auftakt heute Abend gegen Bayern München: „Als klar war, dass wir gegen die Bayern spielen, haben wir uns nicht gefragt: Mist, dass wir gegen die spielen müssen. Vielmehr denke ich, dass die Bayern gedacht haben: Mist, dass wir gegen Leverkusen spielen.“

Den Abgang der drei Leistungsträger hofft der Werksclub mit dem Faktor Mentalität auffangen zu können. Dazu setzt der einstige Stürmer, der zwischen 1989 und 1993 insgesamt 75 Spiele (sechs Tore) für Bayer bestritt, auf die körperliche Fitness seiner Mannschaft, um die Gegner über 90 Minuten zu jagen. „Das ist der Schlüssel, um erfolgreich zu sein“, sagt Herrlich.
Prognose: Für einen Platz in der Champions League wird es für Leverkusen in der nächsten Saison nicht reichen. Bayer ist einer der Kandidaten für die Qualifikation für die Europa League.