FRankfurt am Main.

Vorläufige Aussetzung von Kollektivstrafen, Aufforderung zum Dialog und Gewaltverzicht: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat den Fans im sich zuspitzenden Konflikt mit einigen Ultra-Gruppierungen die Hand gereicht. Mit teils überraschenden Vorschlägen setzen die Verantwortlichen auf Deeskalation – Teile der Politik bringen dagegen sogar eine Aufhebung des Pyroverbots ins Gespräch.

„Der DFB empfiehlt seinem Kontrollausschuss, bis auf Weiteres darauf zu verzichten, Strafen zu beantragen, die unmittelbare Wirkung auf Fans haben, deren Beteiligung an Verstößen gegen die Stadionordnung nicht nachgewiesen ist“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel: „In diesem Punkt, den Kollektivstrafen, sehe ich den wesentlichen Kritikpunkt der Ultraszene, und dass viele andere Diskussionen, die wir führen, wahrscheinlich eher vorgeschoben sind.“ Sanktionen wie die Verhängung von Blocksperren, Teilausschlüssen oder „Geisterspielen“ sollen deshalb zeitweise nicht mehr verhängt werden. Die Unabhängigkeit der DFB-Sportgerichtsbarkeit bleibe davon aber unberührt. „Wir wollen ein Zeichen setzen, um gemeinsam in den Dialog einzutreten“, sagte Grindel: „Der Fußball in Deutschland steht auch für Stehplätze, faire Eintrittspreise und die 50+1-Regel. Der DFB meint es mit dem Angebot zum Dialog ernst.“

Die DFB-Sportgerichtsbarkeit steht hinter dem Vorstoß. „Die Sportgerichtsbarkeit unterstützt im Ergebnis inhaltlich voll und ganz die Initiative des Präsidenten“, sagte der Vorsitzende Hans E. Lorenz. Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge sagte: „Man muss sich das Beispiel Borussia Dortmund vorstellen, als die ganze Südtribüne ausgeschlossen wurde. Das kann nicht im Interesse des Fußballs sein.“