Hamburg. Sobiech verletzt, Bouhaddouz formschwach – Trainer Janßen hat nach dem Pokal-Aus etliche Personalprobleme

Die Stimmung war gedrückt, als die Fußballprofis des FC St. Pauli ihr Regenerationstraining absolvierten. Das mit der 1:2-Niederlage beim Drittligisten SC Paderborn verbundene Pokal-Aus am Montagabend hat nach dem positiven Saisonstart (vier Punkte aus zwei Spielen) Ernüchterung hervorgerufen. Reichlich unerwartet plagen St. Pauli plötzlich sportliche Sorgen. Dabei steht schon am Freitagabend (18.30 Uhr) mit dem Auswärtsspiel bei Bundesligaabsteiger Darmstadt 98 die nächste ambitionierte Herausforderung auf dem Plan. Die aktuell größten Baustellen im Team von Cheftrainer Olaf Janßen im Überblick:


Sobiechs drohender Ausfall:
Angesichts der Kopfverletzung, die sich Lasse Sobiech beim Zusammenprall mit dem Paderborner Dennis Srbeny zuzog, ist sein Einsatz am Freitag in Darmstadt mehr als fraglich. Am Dienstag hatte er noch Kopfschmerzen. Der beste Zweitliga-Innenverteidiger der vergangenen Halbserie ist nicht gleichwertig zu ersetzen. Erste Kandidaten für die Position neben Marc Hornschuh sind Christopher Avevor und Clemens Schoppenhauer, da sich Philipp Ziereis noch in der Reha befindet. Avevor allerdings war ein Verlierer der Vorbereitung. Zuletzt zeigte er im Training immerhin ansteigende Form. Schoppenhauer schaffte es weder gegen Dresden noch zuletzt in Paderborn in den Kader. Eine Alternative wäre noch Talent Brian Koglin.

Fitnessrückstand: Beim Pokal-Aus in Paderborn ließ Trainer Olaf Janßen die Stammspieler Jeremy Dudziak und Sami Allagui zunächst auf der Bank. Hintergrund war, dass es beide nach ihren langen Pausen noch nicht gewohnt sind, in kurzer Folge mehrere Spiele über 90 Minuten zu bestreiten, und schon am Freitagabend das nächste Punktspiel ansteht. „Wir müssen bei Jerry Sorgfalt walten lassen. Er hat erst vor einer Woche wieder sein erstes Spiel bestritten“, begründete Janßen seine Maßnahme. Dudziak war im April an der Schulter operiert worden. Auch Waldemar Sobota sollte zunächst geschont werden. „Er hat vorher die ganze Zeit wie ein Uhrwerk gerannt. Das kann er auch nicht immer so durchhalten. Und Cenk Sahin brannte auf seinen Einsatz“, sagte Janßen dazu. Sahin allerdings zeigte sich zu selten von seiner guten Seite, sondern leistete sich wieder einige Ballverluste beim Spiel nach vorn. „Wenn man 20 Optionen hat, muss man nicht 19-mal versuchen, mit einem Chipball am Gegner vorbeizukommen“, kritisierte Janßen danach. Am Dienstag führte er ein langes Einzelgespräch mit Sahin.


Talente ohne Biss:
Von St. Paulis einst „goldener Generation“ der A-Junioren haben Dennis Rosin (Werder Bremen II) und Nico Empen (Weiche Flensburg) den Millerntor-Club verlassen. Einzig verbliebener Feldspieler ist Maurice Litka, von dem auch Trainer Janßen viel hält. Im Test gegen Stoke City hatte der Offensivspieler ein Tor erzielt. In Paderborn gab Janßen ihm eine Chance, sich auch in einem Pflichtspiel zu profilieren. Doch der 21-Jährige blieb wirkungslos, traute sich kaum etwas zu und musste daher schon nach 45 Minuten wieder vom Feld. Es war nicht das erste Mal, dass Litka sein Potenzial nicht zeigte, als es um etwas ging. „Maurice hat nicht diese Entschlossenheit wie etwa gegen Stoke gezeigt. Er war ängstlich und wollte bloß keinen Fehler machen“, befand Janßen treffend. „Wir sind aber froh, dass wir ihn haben.“


Bouhaddouz’ Formschwäche:
St. Paulis Torjäger der vergangenen Saison (15 Tore) konnte wie schon in Bochum und gegen Dresden längst nicht an die Leistungen der Spielzeit 2016/17 anknüpfen. Mehr noch: Seine Körpersprache und die von Frust geprägten Offensivfouls scheinen Ausdruck einer allgemeinen Unzufriedenheit zu sein. Als körperlich großer Stürmer ist er allerdings fast unverzichtbar. „Er war schon besser als in den beiden ersten Spielen“, kommentierte Janßen wohlwollend.