Bremen. Bundesliga-Serie Bremens Trainer Nouri will seinem Team Stabilität einimpfen

Manchmal bedarf es eben etwas Glück, damit die Dinge ins Rollen kommen – so wie bei Werder Bremens Erstrundensieg im DFB-Pokal. Beim Drittligisten Würzburger Kickers traf Milos Veljkovic, sonst nur Toreverhinderer, nach 50 zähen Minuten kurios zum 1:0 und brachte die Hanseaten so in die Spur. „Es sollte eine Flanke werden“, gab der Innenverteidiger später zu, eine, von der er sogar dachte, sie gehe „klar drüber“. Stattdessen senkte sich der Ball passgenau ins lange Toreck und verwandelte einen bestenfalls passablen Auftritt aus dem Nichts in einen launigen. Am Ende stand ein 3:0, verpackt in grün-weiße Erleichterung.

So richtig scheinen sie an der Weser ja selbst nicht zu wissen, wozu sie in der Lage sind. Wie soll man auch schlau werden aus einem Team, das sich binnen einer Saison von der Schießbude der Liga zum spektakelversprechenden Europa-League-Anwärter verwandelt (ja, auch damals initiiert von anfänglichem Dusel), nur um in den letzten drei Saisonpartien noch mal 13 Gegentore zu kassieren? Wie Werders wahres Gesicht aussieht, bleibt ein Rätsel.

Dass sich Alexander Nouri (37) davor hütet, von Europapokal-Ambitionen zu sprechen, verwundert daher wenig. Der Trainer-Aufsteiger verfolgt kleinere, realistischere Ziele, will seiner Elf vor allem „Stabilität“ einimpfen. Die Handreichungen bleiben dabei dieselben wie in der Vorsaison: eine gute Grundordnung in einem 3-5-2-System, schnelles Umschalten und ein leidenschaftliches, mutiges Auftreten.

Auch das Personal ist weitgehend gleich geblieben, die prominenten Abgänge taten höchstens der Bremer Fan-Seele weh. Mit Clemens Fritz (36, Karriereende) und Stürmer-Methusalem Claudio Pizarro (38, aussortiert) verabschiedeten sich zwei Club-Ikonen, die sportlich keine Rolle mehr spielten. Selbiges galt erstaunlicherweise auch für Serge Gnabry (22). Der hochveranlagte Linksaußen will daher sein Glück in Hoffenheim und später in München suchen, brachte Werder aber acht Millionen Euro ein.

Investiert wurde das Geld in weniger große Namen: Der vielversprechende Ludwig Augustinsson (FC Kopenhagen/4,5 Millionen Euro) soll die Defizite auf der linken Abwehrseite beheben, Keeper Jiri Pavlenka (Slavia Prag/3 Millionen) die leidigen Torwart-Diskussionen beenden. Mittelfeldarbeiter Jerome Gondorf (Darmstadt/1,2 Millionen) gilt als zuverlässiger Rollenspieler – der von West Bromwich ausgeliehene Yuning Zhang hingegen als Marketinggag. Immerhin: Wirtschaftlich hat sich der 20 Jahre alte Chinese schon bezahlt gemacht, indem er Werder neue Sponsoren aus Fernost einbrachte. Sportchef Frank Baumann fahndet nun noch nach einem Stürmer und einen Innenverteidiger, wenn auch mit schmalem Budget.

Der Schwede Augustinsson deutete sein Potenzial bereits an, überzeugte im Pokal mit großem Laufpensum und präzisen Flanken. Die Schrittmacher des Teams werden aber andere sein: der leidenschaftliche Antreiber Max Kruse (29), Werders einzige echte Torhoffnung, und der im Winter verpflichtete Mittelfeldstratege Thomas Delaney (25), der immer mehr Verantwortung übernimmt.

„Wir können selbstbewusst in die nächsten Spiele gehen“, sagte Nouri nach dem Sieg in Würzburg, betonte aber auch: „Vergangene Saison sind viele Vereine hinter uns geblieben, die ganz andere Möglichkeiten haben als wir.“ Am Glauben an die eigene Qualität ändert das nichts. Nouri hat schließlich erlebt, wozu seine Mannschaft imstande ist – zumindest dann, wenn der Fußball-Gott ein wenig Starthilfe leistet.

Prognose: Bleiben die Leistungsträger gesund, spielt Werder um einen einstelliger Tabellenplatz.