Das Schöne an einer neuen Saison ist ja eigentlich, dass die Resettaste gedrückt werden darf: alles auf null. Jedenfalls in der Theorie. Wer aber zuverlässig grottigen Fußball zum Abgewöhnen geboten hat und nur sehr glücklich den Abstieg aus der Bundesliga vermeiden konnte, musste sich von vornherein eine Portion Misstrauen gefallen lassen: Wird jetzt wirklich alles besser? Nach der Pokalniederlage erhielten die HSV-Fans die ernüchternde Antwort: Das Leiden geht weiter.

Diese Zeilen könnten Abendblatt-Lesern mit einem guten Gedächtnis bekannt vorkommen. Sie erschienen im August 2015 nach der 2:3-Pleite gegen Regionalligaclub Jena, einige Wochen nach der Rettung in Karlsruhe. Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich jedoch nicht: Der HSV legte eine vergleichsweise ruhige Saison unter Trainer Bruno Labbadia hin und belegte mit 41 Punkten Platz zehn.

Und dieses Mal? Keine Frage, der HSV machte sich gleich im ersten Spiel wieder zum Gespött der Fußballfans, nach dem Motto: „Jetzt kann sich der HSV in Ruhe auf den Abstiegskampf konzentrieren.“ Mit Prognosen im Hinblick auf die Bundesligasaison sollte man jedoch vorsichtig sein. Der HSV hat in Osnabrück ganz einfach bestätigt, dass er zu allem fähig ist – auch zu Gruselauftritten. Und wirklich überraschend kommt das Pokalaus ja nun nicht. Zu oft haben die Profis bewiesen, dass sie gegen defensiv stehende Mannschaften vergeblich nach spielerischen Lösungen forschen.

Der HSV kann aus der Niederlage als positive Erkenntnis mitnehmen, die sowieso geringen Erwartungen noch mal nach unten korrigiert zu haben, quasi auf null. Jetzt könnten die HSV-Profis doch befreit aufspielen. In der Theorie.