London. Nach dem Staffelrennen geht der Sprintstar in Rente – und hinterlässt eine große Lücke

Die Bühne wird herausgeputzt, die Arena ist natürlich ausverkauft, die Welt erwartet das letzte Hurra des großen Usain Bolt. Der Vorhang fällt, endgültig. Sonnabend, 21.50 Uhr Ortszeit in London, Staffelfinale – alle Augen werden auf Bolt gerichtet sein. Ein letztes Mal die berühmte Blitz-Pose. Ein letztes Mal die ganzen Späßchen, der Flirt mit den Fans und TV-Kameras. Ein letztes Mal die ganz große Show. Dann ist Schluss, Bolt geht in Rente. Und hinterlässt eine riesige Lücke.

Nach seiner Niederlage über die 100 Meter hat sich Bolt rar gemacht in London, über seine Lieblingsstrecke 200 m trat er gar nicht erst an, aber auch sonst nahm der Jamaikaner keine Termine war. Der Superstar, der Lautsprecher der Leichtathletik, bereitet sich ganz still auf seinen Abschied vor. Der letzte Akt soll golden enden.

Doch schon nach den 100 Meter, als sich Bolt Justin Gatlin und Christian Coleman (beide USA) geschlagen geben musste, wirkte der 30-Jährige so, als könne er den Ruhestand gar nicht mehr abwarten. „Ich bin aufgeregt, endlich normal leben zu können, aufzustehen, wann ich will, und zu wissen, dass ich kein Training habe“, sagte Bolt: „Ich kann tun und lassen, was ich will.“

Natürlich wird der große Mann aus dem kleinen Dörfchen Sherwood Content den „Sport vermissen, aber ich bekomme die Chance, zu leben und zu reisen, wann ich will. Ich weiß nicht, wo ich hin will oder wohin mich meine Karriere führen wird, aber es ist spannend.“

Schon im Vorfeld der WM hatte Bolt angekündigt, auf dem Oktoberfest in München jetzt „mehr Biersorten ausprobieren“ zu wollen. Und Kinder will Bolt haben, „ganz sicher“. Ganz sicher wird Bolt auch eine Lücke hinterlassen in der Leichtathletik, niemand kommt an seine Aura heran, niemand fasziniert die Massen so wie der achtmalige Olympiasieger, der Weltrekordler über 100 und 200 Meter, der 14 WM-Medaillen sein Eigen nennt. Und in den vergangenen Tagen hat auch kein Athlet nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht. Auch Wayde van Niekerk aus Südafrika nicht, der eigentlich für diese Rolle vorgesehen war. Doch der 25-Jährige schaffte das Double nicht – nach Gold über 400 Meter musste er sich über die halbe Stadionrunde geschlagen geben.