Freiburg. Bundesliga-Serie Der SC Freiburg konnte die Abgänge bisher nicht ersetzen

Da war er wieder, dieser Christian-Streich-Moment. Angesichts des Wild-West-Bietens auf dem Transfermarkt rang die Fußball-Welt nach Worten, aber der Trainer des Bundesligisten SC Freiburg traf mal wieder den Ton. „Der Gott des Geldes wird immer größer, und irgendwann verschlingt er alles“, sagte der 52-Jährige und elektrisierte einmal mehr seine Fangemeinde. Das Video wurde tausendfach im Internet geteilt, Streich als Charakter gefeiert. Um den begnadeten Redner ist ein regelrechter Hype entstanden, sein Team driftet nach der verkorksten Vorbereitung aber in die andere Richtung.

Bevor für die Breisgauer die Saison am Sonnabend, 20. August (15.30 Uhr), gegen Eintracht Frankfurt beginnt, mussten sie schon den ersten Rückschlag verdauen: Nach dem 0:2 beim slowenischen Außenseiter NK Domzale (Hinspiel 1:0) verabschiedete sich der Vorjahressiebte aus der Europa-League-Qualifikation. Der nächste Tiefschlag könnte in der ersten Runde des DFB-Pokals folgen, sollte die Streich-Elf gegen den Regionalligisten Halberstadt verlieren (Sa, 15.30 Uhr). Aus der Dreifachbelastung würde eine einfache werden. Doch selbst die dürfte sich alles andere als einfach darstellen.

Knapp 27 Millionen Euro nahm Freiburg für vier Abgänge ein: Offensivtalent Maximilian Philipp ging für 20 Millionen Euro zum BVB, Mittelfeldspieler Vincenzo Grifo für sechs Millionen zu Borussia Mönchengladbach. Dazu kommen die Abgänge von Linksaußen Sebastian Kerk (500.000 Euro/Nürnberg) und Havard Nielsen (400.000 Euro/Düsseldorf). Auf der anderen Seite gab Freiburg bislang nur etwas mehr als sieben Millionen Euro aus. Vier Millionen wurden in Pascal Stenzel (21) investiert, um den Rechtsverteidiger von Borussia Dortmund nach einer Leihe in der vergangenen Saison fest bis 2021 zu verpflichten. Aber vor allem in der Offensive besteht noch Nachholbedarf: Zwar kaufte Freiburg für 2,3 Millionen Euro den Mainzern Stürmer Florian Niederlechner ab, aber damit ist die Suche nach einem Ersatz für die kreativen Grifo und Philipp noch nicht beendet. Abhilfe soll aus der Schweiz kommen: Sportvorstand Jochen Saier bemüht sich um Mittelfeldspieler Yoric Ravet (27, Young Boys Bern). Am Freitag gab Freiburg die Verpflichtung des Hoffenheimer Offensivspielers Marco Terrazzino für 2,5 Millionen Euro bekannt.

„Wir haben Spieler mit viel Qualität verloren und müssen gemeinsam versuchen, das aufzufangen“, sagte Streich. Nach dem Aufstieg 2015 und einer starken Saison fallen seine Ziele diesmal bescheiden aus: „Wir wollen, dass sich viele Menschen unsere Spiele gerne anschauen. Wenn uns das gelingt, haben wir eine Chance, auch in der nächsten Saison Erste Liga spielen zu dürfen.“

Prognose: Wünschenswert wäre es, wenn ein Typ wie Christian Streich der Bundesliga erhalten bleibt. Zweifelhaft ist aber, ob der Kader dafür die Qualität mitbringt.