HafenCity. Zum Start der Extreme Sailing Series fehlte der Wind für spektakuläre Rennen – Hoffnung auf Besserung

Wie so oft in diesem Sommer hat das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch diesmal hat nicht die Sonne gefehlt, sondern der Wind. Als sich am Donnerstag bei der Extreme Sailing Series die ersten Teams startklar machten, lag die Windgeschwindigkeit bei sechs Knoten. Genug, um voranzukommen, zu wenig für ein Rennen. Als Innensenator Andy Grote den Startschuss gab, konnte nur zur Show und nicht um Punkte gesegelt werden. Das soll sich in den kommenden Tagen aber ändern. Die Prognosen fürs Wochenende stehen gut, sagen die Veranstalter. Und sobald der Wind kommt, kann das Spektakel beginnen.

Die HafenCity dient bereits zum dritten Mal als Kulisse für das Segelevent. Bei der Rennserie treten sieben internationale Profiteams im Hafen gegeneinander an. Von 13.30 bis 17 Uhr stehen täglich bis Sonntag bis zu acht Rennen auf der rund 600 Meter langen und 300 Meter breiten Strecke auf dem Programm. Das Spektakel, nur einen Steinwurf von der Elbphilharmonie entfernt, lässt sich am besten kostenlos vom Strandkai aus verfolgen. In den vergangenen Jahren kamen mehr als 50.000 Zuschauer. Die Hansestadt ist nach Maskat (Oman), Qingdao (China), Madeira (Portugal) und Barcelona (Spanien) die fünfte von acht Stationen der Welttournee. Es folgen die Wettkämpfe in Cardiff (England), San Diego (USA) und Los Cabos (Mexiko).

„Das Besondere an Hamburg sind starke Strömungen und ein sehr enger Rennkurs, der teils von Betonmauern umgrenzt ist“, sagt Co-Skipper Rasmus Kostner, dessen Team „SAP Extreme Sailing“ in der Saisonwertung in Führung liegt. Die Dänen sind punktgleich mit dem zweifachen America’s-Cup-Gewinner „Alinghi“, profitieren aber davon, dass sie sich zuletzt in Barcelona vor den Schweizern platzieren konnten. Für Hamburg prognostiziert der 39-jährige Kostner besonders spannende Rennen, auch weil es „außerordentlich schwer ist zu sehen, aus welcher Richtung die Böen kommen“.

Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 75 Stundenkilometern

Sicher, der sportliche Wert dieses seit elf Jahren ausgetragenen Wettbewerbs ist begrenzt. Aber im Gegensatz zu anderen Segelwettkämpfen weit draußen auf dem Meer können die Zuschauer hier hautnah miterleben, wie hoch professionelle Segelkünstler ohne Bremse auf die Kaimauer zurasen und erst wenige Meter vor dem Aufprall zur Wende ansetzen. Mitten im Becken der HafenCity segeln sieben Katamarane mit monströsen Ausmaßen. 16,5 Meter ragt der Mast in die Höhe, das Hauptsegel misst 60 Quadratmeter. Fast zehn Meter lang sind die beiden Rümpfe. „GC32“ heißt die Bootsklasse, die Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 75 Kilometern in der Stunde zulässt. 2016 wurde von der „Extreme 40“-Klasse auf die 32-Fußer gewechselt. Lange Zeit hieß es vonseiten der Extreme Sailing Series, dass die GC32 zu gefährlich seien für die kleinen Kurse. Im vergangenen Jahr entschieden sich die Veranstalter dann aber doch dazu, auf den Foiler-Zug aufzuspringen. Die superleichten Katamarane können – ähnlich wie die größeren Brüder aus dem America’s Cup – „foilen“, das heißt sich mithilfe sogenannter Hydrofoils bis zu zwei Meter aus dem Wasser heben, was aussieht, als würden sie „fliegen“.

„Es ist ein ganz besonderes Gefühl, abzuheben“, sagt Linov Scheel aus Kiel, der als Vorschiffsmann beim „Team Extreme“ zum ersten Mal mit dabei ist. Die fünfköpfige Mannschaft segelt mit einer Wildcard unter Leitung von Skipper Stevie Morrison, der auch schon bei Olympia dabei war. Das Team wurde kurzfristig zusammengestellt, um außerhalb der regulären Wertung in Hamburg als Gast mitzufahren. „Wir haben nur zwei Stunden trainieren können“, sagt Jungstar Scheel, der vergangene Woche noch bei der EM im Regattasegeln in seiner Altersgruppe unter die Top Ten gekommen ist.

Mit 49er Jollen kennt sich der ­20-Jährige bestens aus, auf dem GC32 hat er beim Training am Mittwoch sein Debüt gefeiert. Das Team würde nicht erwarten zu gewinnen, hoffe aber darauf, die Tage viel zu lernen und am Sonntag ein paar Konkurrenten hinter sich zu lassen. Er sei aber unglaublich froh, dabei zu sein, denn das Event sei etwas ganz Besonderes. „Vor der Kulisse des Hamburger Hafens in einem so engen Kurs mit den Besten der Welt zu segeln ist wahnsinnig spannend“, sagt Scheel.

Wer das einmal am eigenen Leib erfahren will, muss kein Profi sein. Die Segler nehmen Gäste mit an Bord. Das „Golden VIP-Package“ für 850 Euro ermöglicht dem Käufer, während eines Rennens auf dem Katamaran mitzufahren. Etwas günstiger ist es, beim morgendlichen Aufwärmen an Bord zu gehen (650 Euro). Für beide Varianten sind noch freie Plätze vorhanden.

Wem das zu teuer ist, der kann im öffentlich zugänglichen Race Village am Stand des Softwareherstellers SAP mit einer Virtual-Reality-Brille erleben, wie es auf den Booten während des Rennens zugeht, kostenlos und ganz ohne nass zu werden – vorausgesetzt, das Wetter spielt tatsächlich mit.