Hannover. Hannovers Heldt ist im Streit zwischen Fans und Präsident Kind gefordert. Hannover 96 wirkt wie ein brodelndes Etwas.

Sein schickes Büro mit Blick auf den Eingangsbereich des Stadions wirkt wie eine typische Machtzentrale. „Ich bin voller Euphorie. Hier kann man jede Menge bewegen und gestalten“, sagt Horst Heldt über seine Rolle bei Hannover 96. Dass er als Sportdirektor mit den Niedersachsen die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga geschafft hat, passt zu seinen Idealen. Der frühere Sportvorstand des VfB Stuttgart und des FC Schalke 04 stuft auch Hannover als Traditionsverein ein. Die aktuelle Sorge von Experten und Buchmachern, dass 96 einer der ersten Anwärter auf den Abstieg sein könnte, belächelt er. „Als Aufsteiger zurückzukehren, ist immer schwierig“, so Heldt.

Aus sicherer Entfernung betrachtet, wirkt Hannover 96 wie ein brodelndes Etwas. Präsident Martin Kind streitet seit Jahren mit einem Teil der Fans. Immer wieder gibt es Anfeindungen und sogar Gewalt. Die Sorge, dass der allmächtige Kind den Verein für Investoren aufhübscht und irgendwann verkauft, verhärtet die Fronten.

Tragenden Säulen sind geblieben

Während der 96-Boss auf Konfrontationskurs zu den Fans geht, versucht es Heldt diplomatischer: „Ich bin nicht realitätsfremd. Der Profifußball kann moderner werden und trotzdem für Werte und Traditionen stehen.“ Heldt ist um seinen Job im Epizentrum zwischen Kind und Fans kaum zu beneiden. Zu seinen Aufgaben gehört es, Ärger vom Team fernzuhalten, das behutsam verstärkt worden ist.

Die tragenden Säulen aus der Aufstiegssaison sind erhalten geblieben. Salif Sané ist ein starker Abräumer mit Schwächen in der Spieleröffnung. Martin Harnik will im Alter von 30 Jahren seine Erstliga-Tauglichkeit erneut beweisen. Um ihn zu entlasten, wird ein zweiter Stürmer der Güteklasse A bis B gesucht. In den Testspielen war offensichtlich, dass Hannover 96 unter der Regie von Cheftrainer André Breitenreiter zwar diszipliniert kombiniert, aber ruhig noch torgefährlicher werden darf.

Schwegler ein guter Abräumer

Was Heldt und Breitenreiter bei der Konkurrenz gefunden haben, dürfte sofort weiterhelfen. Pirmin Schwegler mag nicht mehr zu den hohen Anforderungen der TSG Hoffenheim passen, aber in Hannover gibt er einen guten Abräumer und Antreiber im Mittelfeld ab. Matthias Ostrzolek (HSV) und Julian Korb (Mönchengladbach) sollen für Schwung auf den Außenbahnen sorgen.

Mit Michael Tarnat (47), der von 2004 bis 2009 bei den Niedersachsen unter Vertrag stand, ist ein bundesweit bekannter Ex-Profi als Leiter der Nachwuchsakademie zurückgekehrt. Tarnat, Heldt und Breitenreiter bilden im Schatten von Kind ein Trio, das den glaubhaften Eindruck vermittelt, kon­struktiv miteinander zu arbeiten.

Prognose: Der Kader ist insgesamt zwar nicht von überragender Qualität, aber doch solide genug und zum Teil so erstligaerfahren, dass der Klassenerhalt gelingen kann.