Hamburg. St. Paulis Trainer Janßen stärkte das Selbstvertrauen. Sorge vor guten Angeboten

Auch am Tag danach wirkte Christopher Buchtmann noch geknickt. Der Mittelfeldspieler des FC St. Pauli, dem am Montagabend beim 2:2 gegen Dynamo Dresden beide Tore gelungen waren, sprach am Dienstagmittag nach der regenerativen Trainingseinheit, wie schon direkt nach dem Spiel, von einer „gefühlten Niederlage“. „Wenn man zweimal in Führung liegt, kann man mit einem Unentschieden nicht zufrieden sein“, sagte er. Daran konnte noch nicht einmal etwas ändern, dass er dank seiner beiden Tore und auch einer ansonsten sehr ansprechenden Leistung der „Mann des Tages“ war. „Statt meiner Tore wäre mir ein Sieg lieber gewesen“, sagte der 25-Jährige.

Da Buchtmann schon zum Saisonauftakt beim VfL Bochum den Treffer zum 1:0-Sieg erzielt hatte, stehen nach zwei Spieltagen nun schon drei Treffer auf seinem Konto. Damit führt er die Torschützenliste der Zweiten Liga an – wohlgemerkt nicht als Stürmer, sondern als zentraler Mittelfeldakteur, dessen Kerngeschäft das Erobern von Bällen und der Spielaufbau sind.

Schon seit der Rückrunde der vergangenen Saison gelingt es Buchtmann, neben der Erfüllung seiner Hauptauf­gabe auch torgefährlich zu sein. Mit insgesamt­ sechs Treffern (vier in der Rückrunde) erzielte er mehr Tore als in seinen vorherigen vier St.-Pauli-Spielzeiten zusammen. Jetzt hat er nach nur zwei Spieltagen schon die Hälfte des guten Wertes der vergangenen Saison erreicht.

Für St. Paulis Trainer Olaf Janßen hat Buchtmanns jüngste Entwicklung nachvollziehbare Gründe. „Er macht jetzt das, was er kann. Das hat er vorher nur nicht so auf den Platz gebracht“, sagte Janßen am Dienstag. „Es hat bei ihm auch etwas mit der körperlichen Verfassung zu tun, die jetzt ganz aus­gezeichnet ist. Er kommt nun auch mit Ball vom Gegenspieler weg.“ Dazu kamen freiwillige Sonderschichten nach dem Teamtraining und vor allem auch viele Gespräche. „Wir haben ihm klargemacht, dass er eine super Schusstechnik hat und er den Leuten da draußen mal zeigen soll, dass das auch so ist. Das macht er jetzt in herausragender Art und Weise“, berichtete Janßen weiter.

Selbst die Tatsache, dass Buchtmann das erste Tor gegen Dresden mit seinem schwächeren rechten Fuß erzielte, war für Janßen keine so große Überraschung: „Bei allen Torschüssen rund um den 16-Meter-Raum gilt Genauigkeit vor Härte. Aus der Entfernung muss man nicht das Tor kaputt schießen, sondern den Ball in die Ecke platzieren.“ Das sei auch mit dem „falschen“ Fuß möglich.

So groß die Freude über Buchtmanns Qualitäten sind, so sehr kommt die Sorge auf, dass ihn finanzkräftige Vereine noch in der derzeitigen Transferperiode, die erst am 31. August endet, locken könnten. Intern heißt es schon flapsig, Buchtmann dürfe gern gut spielen, aber bitte nicht zu gut. Anders als 2015 Linksverteidiger Marcel Halstenberg, der kurz vor Transferschluss Ende August für drei Millionen Euro (Rekord für St. Pauli) zu RB Leipzig ging und dessen Position teamintern durch Daniel Buballa fast gleichwertig besetzt werden konnte, ist Buchtmann derzeit praktisch unverzichtbar. „Ich denke auch, dass sich Buchti bei uns pudelwohl fühlt“, sagt Janßen.

Trainer Olaf Janßen hat sich noch nicht festgelegt, ob im DFB-Pokalspiel am kommenden Montag (18.30 Uhr) beim SC Paderborn der aktuelle Stammtorwart Robin Himmelmann oder sein Stellvertreter Philipp Heerwagen im Tor des FC St. Pauli stehen wird. „Wie immer die Entscheidung ausfällt, sie hat nichts mit Robins Fehler gegen Dresden zu tun“, sagte Janßen am Dienstag.