Hamburg. Der Augsburger Linksverteidiger ist der Wunschkandidat des HSV. Kumpel Papadopoulos hofft auf einen Wechsel nach Hamburg

Das Gespräch dauerte rund zwei Minuten. HSV-Trainer Markus Gisdol stand am Dienstag nach der ersten Trainingseinheit an der Seite von Nikos Papadopoulos. Vermutlich sprachen die beiden über Nikos’ Sohn Kyriakos, der nach seinen Wadenproblemen wieder problemlos trainiert. Möglicherweise ging es aber auch um Konstantinos Stafylidis, den Linksverteidiger vom FC Augsburg. Der Papa von „Papa“ hat mitbekommen, dass sein griechischer Landsmann zum HSV kommen soll. Er kennt Stafylidis gut, schließlich spielte dieser mit Papadopoulos junior in den vergangenen Jahren mehrfach zusammen in der Nationalmannschaft. Und Papadopoulos senior war immer dabei.

Am Montag wurde bekannt, dass HSV-Sportchef Jens Todt den Augsburger bei der Suche nach einem Linksverteidiger ins Visier genommen hat (das Abendblatt berichtete). Ein ambitionierter Transfer, aber auch ein realistischer, schließlich ist Stafylidis in Augsburg hinter Philipp Max nur noch Linksverteidiger Nummer zwei. Der HSV sieht dadurch seine Chance.

Mit Kyriakos Papadopoulos haben die Hamburger in jedem Fall einen großen Fürsprecher eines möglichen Transfers. „Ich kenne Kostas sehr gut, wir sind befreundet. Er ist ein super Typ“, sagte der HSV-Verteidiger am Dienstag zum Abendblatt. „Er hat in Augsburg eine sehr gute Saison gespielt. Er würde uns helfen. Ich würde mich freuen, wenn der Wechsel klappt.“

Papadopoulos kennt Stafylidis nicht nur aus der Nationalmannschaft. Auch bei Bayer Leverkusen waren die beiden Abwehrkanten Teamkollegen – wenn auch nur für kurze Zeit. Im Mai standen sie sich zuletzt als Gegner gegenüber. Beim 4:0-Sieg des FC Augsburg spielte Stafylidis groß auf. Die HSV-Verantwortlichen überzeugten sich von den Qualitäten des 23-Jährigen.

„Er ist ein sehr interessanter Spieler mit großen Stärken in der Defensive. Seine Standards sind eine Waffe“, sagte HSV-Sportchef Jens Todt zum Abendblatt. Zwei Attribute, auf die Trainer Markus Gisdol großen Wert legt. Zum einen fehlt dem HSV nach wie vor ein Spieler, der gute Standardsituationen ausführen kann. Zum anderen wünscht sich der Chefcoach einen defensivstärkeren Linksverteidiger als Douglas Santos. Der Brasilianer hat seine Stärken in der Offensive. Weil er im Abwehrverhalten Schwächen offenbarte, setzte Gisdol im Abstiegskampf der Rückrunde zumeist auf Matthias Ostrzolek. Santos spürte, dass der Trainer ihm nicht bedingungslos vertraut, und strebt jetzt einen Wechsel zum PSV Eindhoven an. Der HSV würde Santos ziehen lassen – wenn der Stafylidis-Transfer klappt.

„Es wird nicht einfach zu realisieren sein“, sagt Sportchef Todt. Oder anders ausgedrückt: Es wird eine Frage des Geldes. Augsburgs Manager Stefan Reuter wollte sich am Dienstag zu dem HSV-Interesse nicht äußern. Die Ablöse des noch bis 2019 an Augsburg gebundenen Verteidigers soll bei rund sieben Millionen Euro liegen. Etwas mehr würde sich der HSV von einem Santos-Verkauf versprechen. Ein schneller Vollzug ist allerdings nicht zu erwarten. Zumal Augsburg erst noch einen Ersatz finden will, bevor Stafylidis gehen darf.

Bei den Bayern hat der Grieche insbesondere in der vergangenen Saison auf sich aufmerksam gemacht. Mit vier Treffern zählte er zu den torgefährlichsten Abwehrspielern der Bundesliga. Wichtiger aber ist dem HSV das Abwehrverhalten und die Mentalität. Stafylidis ist bekannt für seine aggressive Spielweise. Ein Grenzgänger, der die Grenze auf dem Platz auch mal überschreitet. Im Oktober 2016 brach er dem Schalker Breel Embolo bei einer rüden Grätsche den Knöchel. Der Schweizer fiel für den Rest der Saison aus. Auf seinen tattooübersäten Körper hat er sich sogar das Motiv eines Abwehr­tacklings auf die Wade stechen lassen.

Vor einigen Wochen wäre Stafylidis beinahe selbst auf Schalke gelandet. Er galt als möglicher Nachfolger für Sead Kolasinac. Doch Schalke entschied sich für Frankfurts Bastian Oczipka, den auch der HSV wollte. Nun deutet vieles darauf hin, dass Stafylidis in Hamburg landet. Ob er noch vor dem ersten Spieltag im Volkspark aufschlägt, ist jedoch fraglich. In zehn Tagen startet der HSV die Bundesligasaison – wie sollte es anders sein – gegen den FC Augsburg.