Perfekter Einstand für seinen neuen Trainer Ferrero. Nur Federer hat diese Saison mehr Turniere gewonnen als der Hamburger.

Washington/Frankfurt. Nur Pudel Lövik ließen die Worte und Taten seines erfolgreichen Herrchens in der Hitze von Washington kalt. Als Alexander Zverev nach dem Coup von D.C. mit einer emotionalen Dankesrede für großes Gefühlskino in seiner Box sorgte, blickte der Familien-Hund verschlafen drein.

Lövik war damit der einzige, den Zverev mit seiner Dominanz und Formstärke nicht so recht beeindrucken konnte. Alle anderen zogen den Hut vor Alexander, dem Großen. Dem Aufsteiger der Saison, der 2017 wie Rafael Nadal (Spanien) bereits vier Turniererfolge feiern konnte. Nur Major-Rekordchampion Roger Federer (Schweiz) hat seit Januar einmal häufiger triumphiert als der 20-Jährige.

„Ich wäre nicht überrascht, wenn Alexander ein paar Grand-Slam-Titel gewinnt“, sagte Finalgegner Kevin Anderson (Südafrika), dem Zverev beim 6:4, 6:4 in Washington kaum eine Chance gelassen hatte. Damit bescherte der Weltranglistenachte seinem neuen Coach Juan Carlos Ferrero einen Traumeinstand.

US Open: Zverev zählt zu den Favoriten

Auch Boris Becker war angetan von Zverevs Auftritt. „Yessss ... more to come“, twitterte der dreimalige Wimbledonsieger – was soviel heißen sollte wie: „Leute, da kommt noch viel mehr.“

Vielleicht schon bei den US Open (ab 28. August). In New York zählt Zverev nicht nur wegen der verletzungsbedingten Absagen von Titelverteidiger Stan Wawrinka (Schweiz) und Vorjahresfinalist Novak Djokovic (Serbien) zum Favoritenkreis.

Und das weiß der gebürtige Hamburger, auch wenn er bislang bei den Majors noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen ist. „Ich hoffe, dass in dieser Saison noch einige schöne Dinge auf mich warten“, sagte Zverev schmunzelnd.

Zverev macht positive Entwicklung

Der Hoffnungsträger lässt keinen Zweifel daran, dass er sich „schnell“ verbessern möchte, „bis ich das Optimum erreicht habe“. Zverev ist in der Jahreswertung (“Race to London“) bereits die Nummer vier und kann langsam für das ATP-Saisonfinale der besten acht Profis Mitte November an der Themse planen.

Mit jedem Erfolg steigen auch die Erwartungen an den 1,98-m-Schlaks, der seinem Vater Alexander Sen. während der Siegesrede zurief: „Du bist der beste Trainer der Welt. Ohne Dich stünde ich nicht hier.“

Besonders in Sachen physischer und mentaler Reife hat „Sascha“ Zverev in den vergangenen Monaten einen riesigen Schritt nach vorne gemacht. Siege wie im Halbfinale gegen den ehemaligen US-Open-Finalisten Kei Nishikori aus Japan sind längst keine Überraschungen mehr.

Was kann Zverev noch erreichen?

„Es fügt sich. Jeden Tag wird Sascha besser“, schwärmte auch die frühere Nummer eins Jim Courier. Zverev setzte in Washington seine spielerischen Waffen wie den Service perfekt ein. In den letzten beiden Matches ließ er keinen einzigen Breakball zu.

„Ich habe gezeigt, dass ich mittlerweile bei den Großen mitspielen kann. Ich bin keiner mehr, über den es heißt, der wird in der Zukunft das oder das erreichen“, meinte Zverev.

Wenn er sich da nicht mal irrt. Was Zverev noch schaffen kann, ist ein Dauerthema im Circuit. Auch bei Ferrero. „Ich denke, ihm kann der Sprung auf eine der ersten Positionen der Weltrangliste gelingen“, sagte der Spanier.