Hamburg. Der neue Technische Direktor Ewald Lienen reiste in der vergangenen Woche nach China

Für Ewald Lienen war es das erste große Abenteuer als Technischer Direktor beim FC St. Pauli. In der vergangenen Woche reiste der 63-Jährige über Peking nach Baotou, die mit 2,4 Millionen Einwohner größte Stadt der Inneren Mongolei. Dort entsteht aktuell eine der modernsten Fußballschulen Chinas. Mehrere Kunstrasenplätze, eine Mehrzweckhalle sowie Verwaltungsgebäude, ein Wohntrakt samt integrierter Mensa. Ein Millionenprojekt, das nun mit Leben gefüllt werden soll.

Ein in Hamburg ansässiger asiatischer Geschäftsmann aus Baotou kontaktierte den Kiezclub und leitete die Dienstreise nach Fernost ein. „In dieser Region sind sie dabei, die Ausbildung der Jugendlichen zu verbessern. Das ist ein politischer Auftrag vom Präsidenten an das Bildungsministerium und das Sportministerium“, sagt Lienen: „Sie wollen gerne mit uns kooperieren, jetzt werden wir es intern besprechen, ob wir es leisten können, qualifizierte Leute dorthin zu schicken, die das Zentrum organisatorisch und sportlich leiten können.“ Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist in China präsent und soll in St. Paulis neuem Projekt mitwirken. Gemeinsam mit Lienen weilten drei DFB-Trainer bei einem U-17-Turnier im Baotou. Der Fußball in China boomt, was fehlt, sind Strukturen: „Wo sind qualifizierte Trainer? Wo ist ein Wettbewerb, dass die Talente Woche für Woche spielen? Fußball wird im Jugendbereich nur in der Schule gespielt“, erklärt Lienen, der sich auch mit Vertretern des Sportministeriums traf.

Doch nicht nur die neue Fußballschule würde von einer Kooperation etwas haben: „Wir könnten auf allen möglichen Ebenen profitieren, auch was Reputation angeht. Es wäre jetzt nicht eine Vermarktungsgeschichte, weil wir den chinesischen Markt erobern wollen“, sagt Lienen und ergänzt: „So etwas kann man aber nicht ausschließen.“

Der FC St. Pauli würde einen Fuß in China in die Tür bekommen. Doch auch sportlich sieht der Verein einen Nutzen. „Wir könnten Trainer dorthin schicken. Vielleicht auch Spieler, die ihre Karriere beenden und in den Trainerbereich wollen“, sagt Lienen. Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen. Es klingt aber so, als wäre es nicht Lienens letzte Reise nach China gewesen.