Wien. Die Beachvolleyball-Olympiasiegerinnen vermeiden ein frühes WM-Aus. Abschied jedoch für Böckermann/Flüggen.

Der erste Angriff von Laura Ludwig landete im Block. Es folgten zwei Aufschlagfehler von ihr und Kira Walkenhorst sowie zwei weitere Fehler im Angriff. Plötzlich lagen die Beachvolleyball-Olympiasiegerinnen in der ersten K.-o.-Runde der Weltmeisterschaft mit 3:7 hinten. Der Start der Partie gegen die Chinesinnen Fan Wang und Yuan Yue erinnerte ein wenig an ein Spiel vor zwei Jahren, als Ludwig/Walkenhorst bei der WM 2015 in der ersten K.-o.-Runde 0:2 gegen Russland verloren hatten.

„Ich bin heute überhaupt nicht gut ins Spiel gekommen“, gibt Walkenhorst später zu. „Genauso war es vor zwei Jahren auch.“ Anders als in Rotterdam, wo Ludwig/Walkenhorst es nicht schafften, den Faden wieder aufzunehmen und mit Platz 17 und Tränen in den Augen die WM beendeten, starteten sie in Wien aber nach einer Auszeit durch, glichen auf 7:7 aus und gewannen die Partie 21:19, 21:14.

Fehlende Präzision

„Ich bin wahnsinnig froh, dass wir so einen Fortschritt gemacht haben“, sagt Walkenhorst. In den vergangenen zwei Jahren hat sich das HSV-Duo enorm entwickelt. Momentan sind die Spielerinnen durch die Schulteroperation von Ludwig und den Infekt, den sich Walkenhorst im Mai zugezogen hatte, zwar noch um einiges von ihrer bestechenden Form aus dem Olympiajahr 2016 entfernt.

Dafür haben sie sich im Bereich Technik und Taktik auf ein so hohes Niveau gearbeitet, dass sie die noch fehlende Präzision nicht aus dem Gleichgewicht bringt. „Wir sind das aufschlagstärkste Team, mit der variabelsten Block-und Abwehrstrategie“, sagt Trainer Jürgen Wagner. Genau mit diesen Stärken knackten die Olympiasiegerinnen die Chinesinnen, die tags zuvor das am Hamburger Stützpunkt trainierende Duo Victoria Bieneck/Isabel Schneider aus dem Turnier geworfen hatte. „Unsere Taktik ist voll aufgegangen“, sagt Ludwig. „Auch, weil wir unserem Trainer gefolgt sind. Eigentlich wollten wir anders anfangen.“

Zum Ende der WM voll da sein

Trainer Wagner zu vertrauen, hat sich bereits in Rio de Janeiro als Vorteil erwiesen. „Jürgen hat gezeigt, wie gut er uns steuern kann“, sagt Walkenhorst. Das gilt für die Taktik ebenso wie für den körperlichen Bereich. Der 61-Jährige, der bereits Julius Brink und Jonas Reckermann zu Olympiagold coachte, weiß: „In der Regel schafft es keiner, zehn Tage auf Topniveau zu spielen. Mit Krafteinheiten stellt er sein Team so ein, dass der Höhepunkt der Leistungsfähigkeit in diesem Turnier erst noch erreicht wird. „Es geht darum, dass wir zum Ende der WM, wenn es wirklich wichtig wird, gegen die stärkeren Teams voll da sind“, erklärt Walkenhorst. „Ich denke, dass das in diesem Jahr noch ein bisschen schwieriger zu planen ist, weil wir nicht dieselbe Vorbereitung hatten. “

Eine dieser Partien könnte das Achtelfinale an diesem Donnerstag (16.30 Uhr, sportschau.de) gegen Sara Hughes (22) und Kelly Claes (21) sein. Zweimal haben Ludwig/Walkenhorst bereits gegen die US-Amerikanerinnen verloren, zuletzt vor drei Wochen in Long Beach. „Wenn wir unser Spiel hinkriegen und unser Selbstbewusstsein finden, werden wir es ihnen sehr schwer machen“, prophezeit Ludwig. „Wir wissen, dass wir gut drauf sind. Wir wollen wieder geiles Ludwig-Walkenhorst-Beachvolleyball zeigen.“

Flüggen mit starkem Kampfgeist

Auch Lars Flüggen und Markus Böckermann zeigten am Mittwoch eine phasenweise starke Leistung: Das Hamburger Duo traf in der Trostrunde auf Alex Ranghieri und Adrian Carambula. In drei Sätzen unterlagen sie den Italienern (10:21, 21:18, 8:15). Beeindruckend war vor allem der Kampfgeist von Flüggen. Im letzten Gruppenspiel am Dienstag hatte der Abwehrspieler sich am Knie verletzt. „Bis zwei Stunden vor Spielbeginn haben wir beratschlagt, ob wir trotzdem starten“, sagte Böckermann.

Mit Verdacht auf einen Meniskusriss spielte Flüggen sichtlich gehandicapt mit Kniebandage und Aufschlägen aus dem Stand. „Lars ist so ein mutiger Spieler, ich kann nur den Hut vor ihm ziehen“, sagt Böckermann. Am heutigen Donnerstag wird Flüggen in Hamburg untersucht. Bestätigt sich der Verdacht, ist die Saison der beiden Hamburger vermutlich beendet. „Gerade haben wir noch das Vier-Sterne-Turnier in Polen gewonnen, aber die Verletzungen, die wir in den vergangenen zweieinhalb Jahren hatten, sind an zwei Händen nicht abzuzählen“, sagte Böckermann traurig.

„Da fragt man sich manchmal, ob es das wirklich wert ist.“ Ludwig/Walkenhorst sind ab sofort das einzige Team, das Hamburg in Wien vertritt. Nadja Glenzke/Julia Großner mussten sich nach einem 0:2 gegen Chantal Laboureur und Julia Sude aus dem Turnier verabschieden, gleiches gilt für Karla Borger und Margareta Kozuch, die den Kanadierinnen Heather Bansley und Brandie Wilkerson 0:2 unterlagen.