Hannover. Mit einer 3:2-Mehrheit stimmt der Aufsichtsrat des Stammvereins für Übernahme. Die 96-Verantwortlichen erwarten Fanproteste.

Nur die Vorstandsmitglieder der Deutschen Fußball Liga (DFL) können Martin Kind noch stoppen – oder ein Gericht. Gegen den Widerstand der vereinsinternen Opposition hat der Unternehmer den vorletzten Schritt zur Übernahme des Bundesligisten Hannover 96 geschafft. Mit 3:2 stimmte der Aufsichtsrat des Stammvereins zu, dass Kind 51 Prozent an der Hannover 96 Management GmbH übernehmen kann. Kostenpunkt: 12.750 Euro.

Das hört sich nach einem Schnäppchenpreis an, obwohl Kind behauptet, dass der Gesamtwert der Management GmbH mit 25.000 Euro festgeschrieben sei. Nicht nur deshalb kündigte die Opposition juristische Schritte an. In der Auseinandersetzung mit dem 73-Jährigen, der in dem schwer durchschaubaren Konstrukt bereits Vereinsvorsitzender und Mehrfach-Geschäftsführer ist, prallen Welten aufeinander. Mit dem Unternehmerdenken und dem Wirtschaftsdeutsch des Geschäftsmanns können viele 96-Anhänger nichts anfangen.

Protest von Fans

Während der Aufsichtsrat tagte und so abstimmte, wie Kind es sich wünschte, protestierten mehrere Hundert Fans. „Vorstand raus“ und „Kind muss weg“, lauteten die Parolen. Während der kommenden Bundesligaspiele dürfte es im Stadion wieder laut werden. Die 96-Verantwortlichen erwarten Fanproteste. „Wir rechnen damit, dass die Menschen, die das nicht gut finden, das auch äußern werden“, sagte Manager Horst Heldt. „Ich kenne das schon lange“, sagte Kind. Und Heldt fügte hinzu: „Für uns ist wichtig, dass Ruhe herrscht.“

Der Hörgeräte-Unternehmer kämpft seit Jahren gegen die 50+1-Regelung in den Statuten der DFL, die verhindern soll, dass Investoren die Mehrheit an den als Kapitalgesellschaften organisierten Clubs erlangen. Ausnahmen gibt es wie im Fall von Bayer Leverkusen oder dem VfL Wolfsburg, wenn ein Konzern „mehr als 20 Jahre den Fußballsport des Vereins ununterbrochen und erheblich ­gefördert hat“. Im letzten Schritt zur Komplettübernahme des Clubs will Kind als Einzelperson einen Antrag bei der DFL stellen, gemeinsam mit dem Stammverein und der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA. Dieses Unternehmen ist das entscheidende. Die GmbH & Co. KGaA erhält von der DFL die Profiligalizenz.