Längenfeld/Hamburg. Rick van Drongelen kommt von Sparta Rotterdam. Sportchef Todt schließt Suche nach Innenverteidiger ab

Am Freitag werden sie sich wiedersehen. Wenn der HSV nach elf Tagen im Trainingslager in Österreich und zwei freien Tagen wieder im Hamburger Volkspark trainiert, wird Torhüter Julian Pollersbeck aller Voraussicht nach den Niederländer Rick van Drongelen begrüßen. Am Dienstag vor einer Woche waren sich die beiden im Strafraum des HSV während des Testspiels zwischen den Hamburgern und Sparta Rotterdam erstmals begegnet.

Pollersbeck hatte dabei schwer gepatzt, als er einen Freistoß durch die Hände rutschen ließ. Van Drongelen bedankte sich und staubte aus kurzer Distanz zur 1:0-Führung für Rotterdam ab (Endstand 1:1). Was die beiden Kontrahenten zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: In dieser Woche werden sie Teamkollegen.

Nach monatelanger Suche hat der HSV endlich einen weiteren Innenverteidiger gefunden. Der 18 Jahre junge van Drongelen wird von Rotterdam zum HSV wechseln. Am Donnerstag soll er in Hamburg den Medizincheck bestreiten und anschließend einen Fünfjahresvertrag unterschreiben. Am Freitag könnte er erstmals mit der Mannschaft trainieren. Die Ablösesumme beläuft sich auf rund drei Millionen Euro. „Wir haben uns schon seit Monaten mit ihm beschäftigt. Ich kenne ihn gut“, sagte Sportchef Jens Todt dem Abendblatt.

Am Dienstagmorgen hatten beide Clubs gleichzeitig via Twitter vermeldet, dass van Drongelen das Training von Sparta Rotterdam verpasst, weil er sich in Verhandlungen mit dem HSV befinde. Todt und Trainer Markus Gisdol waren bereits am Sonnabend in das Mannschaftsquartier der Niederländer gefahren, um mit den Bossen von Sparta zu verhandeln.

Der niederländische Erstligist hatte sich wie auch der HSV in der vergangenen Woche in den Tiroler Alpen auf die neue Saison vorbereitet. Dass die beiden Clubs in Imst zum Testspiel aufeinandertrafen, war in der Personalie van Drongelen allerdings Zufall. Der HSV hatte den Kapitän der niederländischen U-19-Nationalmannschaft im vergangenen Jahr zwölfmal beobachtet. Nun passte es, dass sich auch Markus Gisdol ein eigenes Bild von dem Verteidiger machen konnte. „Idealerweise will man den Spieler gerne noch live sehen“, sagte Gisdol am Montag. Der Chefcoach war am vergangenen Mittwoch noch zusammen mit Todt nach Brügge geflogen, um Stefano Denswil zu beobachten. Doch der 24-Jährige, ebenfalls Niederländer, konnte die HSV-Delegation trotz seiner zwei Freistoßtore in der Champions- League-Qualifikation gegen Istanbul Basaksehir nicht restlos überzeugen.

Und so fiel die Entscheidung nun für van Drongelen. Der 1,88 Meter große Linksfuß gilt neben Matthijs de Ligt (17) von Ajax Amsterdam und Hoffenheims Neuzugang Justin Hoogma (19) als eines der größten Verteidigertalente der Niederlande. „Er ist ein robuster Spieler und für sein Alter schon sehr reif“, sagt Todt.

In der vergangenen Saison gelang dem bei Sparta Rotterdam ausgebildeten van Drongelen der Durchbruch bei den Profis. Er bestritt 31 Ligaspiele, alle in der Startelf. 25 Partien machte er als Innenverteidiger, sechs als Linksverteidiger. Für den HSV ist diese Vielseitigkeit Gold wert, schließlich sucht der Club auch auf der linken Abwehrseite noch nach einer Verstärkung. An diesem Vorhaben wird der Transfer von van Drongelen nichts ändern. Der große Druck ist für Sportchef Todt mit der Verpflichtung des vierten Innenverteidigers aber erst einmal weg.

Gegen Barcelona könnte van Drongelen debütieren

Todt hatte ursprünglich das Ziel verfolgt, alle Neuzugänge schon im Trainingslager in Österreich dabeizuhaben. Nun steigt van Drongelen in die letzte Phase der Vorbereitung ein. Am Sonntag (15 Uhr) könnte er bei der offiziellen Saisoneröffnung gegen Espanyol Barcelona erstmals das HSV-Trikot tragen. Dann hätte er noch eine Woche Zeit, um sich für den Pflichtspielstart im DFB-Pokal beim VfL Osnabrück (13. August) zu empfehlen.

Für den HSV ist van Drongelen aber vor allem eine Investition in die Zukunft. Seinen Marktwert von derzeit rund einer Million Euro wird der junge Niederländer in den kommenden Jahren steigern.

Mit Verteidigern aus den Beneluxstaaten hat der HSV in den vergangenen Jahren überwiegend gute Erfahrungen gemacht. Joris Mathijsen, Khalid Boulahrouz und Jeffrey Bruma (Niederlande) sowie Vincent Kompany und Daniel van Buyten (Belgien) spielten in den vergangenen elf Jahren in der Innenverteidigung der Hamburger. Nico Hoogma war 1998 der Erste, der beim HSV die Erfolgsgeschichte der Niederländer einleitete und sogar das Team als Kapitän führte. Van Drongelen soll diese Geschichte jetzt weiterschreiben.