Hamburg. Der Basketball-Zweitligist geht mit seinem bisher höchsten Etat in die vierte Spielzeit seiner Vereinsgeschichte. Und mit höheren Zielen

Marvin Willoughby (39) war diesmal nicht abenteuerlich mit dem Wohnwagen im Familienurlaub in Frankreich, sondern eine Woche auf Menorca. „All inclusive“, sagt der Sportchef der Hamburg Towers, der beim Trainingsstart am Dienstag noch brauner als sonst aussieht. Seine Urlaubswahl steht sinnbildlich für die komfortablere Lage des Basketball-Zweitligisten in diesem Sommer. Der Etat, der in den ersten drei ProA-Spielzeiten zwischen einer und 1,2 Millionen Euro lag, konnte auf etwa 1,7 Millionen erhöht werden. „Bei uns kam immer noch nicht Dagobert Duck vorbeigewatschelt“, relativiert Headcoach Hamed Attarbashi mit Blick auf die Ligakrösusse Köln und Vechta. Aber Willoughby sagt deutlich: „Dieser Kader hat den Auftrag, das beste Towers-Team zu sein, das es je gab. Wir wollen unter die Top vier kommen.“

Der neue Kader ist in der Tat vielversprechend. Fingerzeige waren, dass Topspielmacher Anthony Canty (26) geblieben ist und Jonathon Williams (27) zurückgeholt wurde. „Jon ist unser verlorener Sohn“, sagt Attarbashi. Der US-Flügelspieler war in der zweiten Saison mit seinen Monsterblocks einer der Publikumslieblinge, konnte aber damals nicht gehalten werden. Jetzt können sich die Wilhelmsburger den Linkshänder leisten, obwohl er sogar als Topscorer der Liga mit einem 18,4-Punkte-Schnitt aus Kirchheim zurückkehrt.

Ein weiteres Qualitätsindiz der Towers 2017/18: Anders als in der enttäuschenden Vorsaison, als man als Neunter erstmals die Play-offs verpasste, konnte der Kern zusammengehalten werden. Zählt man Williams nicht dazu, gibt es nur drei Neue: US-Power-Forward Greg Logins jr. (29), der beim Trainingsauftakt noch fehlte, den halb-argentinischen Shooting Guard Lucas Gertz (27) aus Braunschweig und den Kroaten Hrvoje Kovacevic (31). „Er ist der erfahrenste Spieler, den wir in der Geschichte der Towers je hatten“, sagt Geschäftsführer Jan Fischer. Der Aufbauspieler holte in seiner Heimat zwei Meistertitel und zweimal den Pokal; mit Cedevita Zagreb erreichte er das Final-4 im EuroCup. Er spielte mit dem Mitteldeutschen BC in der BBL und zuletzt in Heidelberg ProA. „Hrvoje ist ein sehr unangenehmer Spieler. Als einer der wenigen der Liga konnte er Tony Canty verteidigen“, schwärmt Attarbashi. Kovacevic sagt: „Ich kann ein Team führen und mache meine Mitspieler besser.“

Er zählt nach dem verdienten Abschied von „Opa“ Robert Ferguson (32) zum Kandidatenkreis für die Kapitänsrolle – wie auch Canty, Williams und Center Stephan Schmidt, der die komplette vergangene Spielzeit wegen seines Kreuzbandrisses verpasste. „Jetzt muss ich wieder Vertrauen ins Knie bekommen, aber ich habe Bock auf meine Rolle als Leistungsträger“, sagt der für den Teamgeist so wichtige „Steps“.

Wegen des höheren Etats mussten die Towers keinen ihrer üblichen Risikotransfers tätigen. „Wir haben diesmal keinen Spieler verpflichtet, der noch in der Genesungsphase ist. Wir mussten sonst immer etwas gambeln“, sagt Fischer. Teils ging es gut wie bei Canty nach seiner Leistenoperation, teils nicht wie bei dem hochveranlagten Cornelius Adler, der wegen einer Achillessehnenoperation kaum zum Einsatz kam.

Letzter verbliebener Turm der Premierenspielzeit ist René Kindzeka (22). Der Point Guard besitzt nun kein Doppelspielrecht für den Kooperationspartner Rist Wedel (ProB) mehr und soll den nächsten Schritt gehen. Das nächste Talent aus dem Piraten-Nachwuchs heißt übrigens Osaro Jürgen Rich Igbineweka (19), nur Jürgen genannt. Er ist ein Lübecker Jung. Und ein Grund mehr, auf die neue Saison gespannt zu sein. Los geht es am 23. September mit einem Auswärtsspiel in Hanau.