Längenfeld/Schwaz. Der HSV beendet das Trainingslager mit einem 0:2 gegen Antalyaspor. Das Grundgerüst von Trainer Markus Gisdol steht

Mit müden Beinen schleppten sich die HSV-Profis am Montagabend zurück in den Teambus. Die Mannschaft hatte soeben das Testspiel gegen den türkischen Erstligisten Antalyaspor mit 0:2 (0:1) verloren. Es war das Ende des zehntägigen Trainingslagers in Österreich. Heute Mittag fliegt der HSV zurück nach Hamburg. „Der Kopf ist leer und die Beine schwer“, sagte Trainer Markus Gisdol nach dem Testspiel. Maicon Marques (39.) und Altstar Samuel Eto’o per Elfmeter trafen für Antalyaspor (61.). Dass der HSV nach dem 3:5 gegen Holstein Kiel und dem 1:1 gegen Sparta Rotterdam auch das dritte ernsthafte Vorbereitungsspiel nicht gewinnen konnte, sollte Gisdols Fazit von Längenfeld nicht beeinflussen. „Wir hatten hier optimale Bedingungen“, sagte der Chefcoach.

Den Test konnte am Montag allerdings kaum ein Spieler nutzen, um sich für den Pflichtspielstart im Pokal beim VfL Osnabrück (13. August) und den Bundesligaauftakt gegen den FC Augsburg eine Woche später zu empfehlen. Nach den zehn Tagen Trainingsarbeit in Längenfeld hat der Trainer seine Formation für die neue Saison aber schon zu einem Großteil im Kopf. Sein Grundgerüst stehe aktuell zu „60 bis 70 Prozent“. Wäre heute Saisonstart, hätten sieben Spieler einen Stammplatz sicher.

Im Tor hat Gisdol noch keine Entscheidung bekannt gegeben, doch viele Signale sprechen dafür, dass Christian Mathenia als Nummer eins in die Saison geht. Gisdol hat viel Vertrauen in den 25-Jährigen. Gegen Antalyaspor durfte er sich über die volle Distanz auszeichnen, bekam jedoch kaum Gelegenheiten dazu. Stattdessen verursachte er den Strafstoß vor dem 0:2. Das Duell gegen den vom 1. FC Kaiserslautern gekommenen Julian Pollersbeck ist nach wie vor offen. „Wir zeigen uns jeden Tag. Ich hoffe, dass ich dann in Osnabrück im Tor stehe“, sagte Mathenia. Gisdol deutete am Montag an, dass Pollersbeck noch etwas Zeit benötige. „Es ist für jeden Spieler eine Umstellung, wenn du von der Zweiten in die Erste Liga kommst. Aber Julian ist klar im Kopf. Er will es unbedingt.“

Sorgen bereitet dem Trainer weiterhin die Personalsituation in der Abwehr. Der vierte Innenverteidiger fehlt noch immer. Zudem weiß Gisdol über die Verletzungsanfälligkeit von Kyriakos Papadopoulos. Am Montag fehlte der Grieche aufgrund von Wadenbeschwerden. Das Trainingslager konnte „Papa“ aber weitestgehend problemlos bestreiten. Bleibt er gesund, ist er neben Mergim Mavraj gesetzt. Überrascht ist Gisdol von Neuzugang Bjarne Thoelke. Als vierter Innenverteidiger vom Karlsruher SC geholt, traut Gisdol dem 25-Jährigen eine gute Rolle zu. „Er macht einen sehr stabilen Eindruck.“

Auf den Außenverteidigerpositionen ist aktuell nur Gotoku Sakai gesetzt. Der Kapitän, der das Amt voraussichtlich weiterhin ausführen wird, kann sowohl rechts als auch links in der Viererkette spielen. Das hängt noch davon ab, ob Linksverteidiger Douglas Santos seine Kniebeschwerden in den Griff bekommt. Der Brasilianer soll trotz seiner Wechselgedanken beim HSV bleiben. „Er ist wie Walace jetzt viel besser integriert“, sagt Gisdol. Gegen Antalyaspor hatte Santos viele gute Szenen. Ein Back-up für die Position will Jens Todt trotzdem noch verpflichten. Der Sportchef fehlte am Montag beim Testspiel, verhandelte stattdessen um mögliche Neuzugänge.

Im defensiven Mittelfeld ist die Situation noch offen. Die besten Chancen haben derzeit Gideon Jung und Albin Ekdal. Aber auch Walace macht sich Hoffnungen auf einen Startplatz. Überraschen könnte Vasilije Janjicic. Der 18-Jährige spielt bislang eine gute Vorbereitung, Gisdol gibt dem jungen Schweizer viel Spielzeit.

Auf den vier offensiven Positionen sind alle vier Plätze grundsätzlich vergeben. Noch ist aber nicht klar, ob es Linksaußen Filip Kostic nach seiner Kapselverletzung bis zum Augsburg-Spiel schafft. Auf der Gegenseite ist Nicolai Müller gesetzt. Gisdol sprach trotz der geplatzten Vertragsverlängerung am Montag ein Machtwort. „Ich habe mit Nico gesprochen. Es gibt keine Chance, dass wir ihn gehen lassen.“ Ein Wechsel zum VfL Wolfsburg ist damit für diese Saison vom Tisch.

Offen ist noch, ob Gisdol Müller auf der rechten Seite lässt oder ob André Hahn auf dieser Position spielen wird. Der Neuzugang aus Mönchengladbach kann sowohl auf Außen als auch in der Spitze spielen – genau wie Müller. „An­dré erfüllt meine Erwartungen“, sagte Gisdol. Luca Waldschmidt, der nach seiner Knöchelverletzung am Freitag ins Training zurückkehrt, ist erster Herausforderer. Auch Aaron Hunt kann vorne auf allen Positionen spielen.

Als vorderste Spitze geht Bobby Wood mit einem Stammplatz in die neue Saison. Rückkehrer Sven Schipp­lock hat zwar als neuer Kassenwart eine feste Rolle im Team, sportlich dürfte es bei ihm zunächst aber nur für Jokereinsätze reichen. Pierre-Michel Lasogga bleibt weiterhin der erste Verkaufskandidat. „Wir haben vorne zu viele Spieler und hinten zu wenig“, wiederholte Gisdol am Montag und signalisierte damit, dass es für Lasogga in der neuen Saison keine Perspektiven gibt. Gegen Antalyaspor musste er auf dem rechten Flügel aushelfen.

Trotz der noch unausgewogenen Kaderzusammenstellung ist Gisdol mit dem Grundgerüst und der Stimmung zufrieden. „Ich habe ein sehr gutes Gefühl mit der Mannschaft.“ Daran konnte auch das Ergebnis am Montag nichts ändern.

HSV in Halbzeit eins: Mathenia – Diekmeier, Thoelke, Mavraj, Santos – Ekdal, Walace – Müller, Holtby, Hahn – Schipplock. Halbzeit zwei: Mathenia – Behounek, Diekmeier, Thoelke, Sakai – Holtby (67. Arp), Janjicic – Lasogga, Hunt, Jatta (75. Porath) – Wood.