Tokushima. Die deutschen Pokalsiegerinnen promoten Handball in Japan für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio

Die deutschen Pokalsiegerinnen Emily Bölk und Antje Peveling vom Buxtehuder SV waren vor wenigen Tagen zu Gast in einer japanischen Abend-Talkshow. Zwischen Köchen und einer japanischen Rockband mit Groupies. „Das war kurios“, erzählt die Kapitänin und Torhüterin Peveling (bis zu ihrer Hochzeit im Juni: Lenz) am Telefon aus dem zehntätigen Trainingslager im Süden Japans. „Die Antworten waren vorher abgesprochen. Uns wurde auch gesagt, dass wir Sätze weglassen sollen, weil uns ja eh niemand versteht. Und trotzdem hat das Publikum laut geklatscht und glaubwürdig so getan, als wären wir total unterhaltsam.“

Die Buxtehuderinnen sammeln teils amüsante, in jedem Fall unvergessliche Eindrücke in ihrer Saisonvorbereitung, zu der sie von der Präfektur Tokushima an die Ostküste der kleinsten Hauptinsel Japans eingeladen wurden. Die Region hat mit dem niedersächsischen Sportbund eine Partnerschaft, die 2017 ihr zehnjähriges Bestehen feiert. Der 20-köpfige BSV-Tross soll die Sportart Handball für Olympia 2020 in Tokio promoten. Bölk und Co. trainieren im Naruto Sportpark, wo im Juni 2018 das deutsche Männernationalteam sein Trainingscamp aufschlagen wird. „Wir sind die Botschafter vorneweg“, sagt Trainer Dirk Leun (53). Er und Peveling reichen für das Ferngespräch mit dem Abendblatt das Handy hin und her.

Zur Botschafterrolle gehört, dass die Spielerinnen auf einem Empfang japanische Volkstänze tanzten. „Im Kreis durch den ganzen Saal mit Fächern“, wie Peveling sagt. Die obligatorische Sushi-Verkostung nennt die 28-Jährige „eine Geschmacksexplosion, ganz anders als deutsches Sushi“. Am trainingsfreien Sightseeing-Montag besuchten die Buxtehuderinnen das Naturschauspiel des Naruto-Gezeitenstrudels.

Es wird aber natürlich auch Handball gespielt. Fünf Testspiele hat der BSV vereinbart, vier davon sind absolviert – zwei gegen den japanischen Vizemeister Sony Semikonductor (30:20, 27:13) und zwei gegen Kagawa Ginko (33:28, 40:23), einen weiteren Erstligisten. Die beiden Werksvereine haben ungefähr deutsches Zweitliganiveau. „Aber der japanische Handball ist ganz anders – sehr dynamisch und wuselig, weil es einfach körpergrößenmäßig ein Unterschied ist“, sagt die 1,81-Meter-Frau Antje Peveling.

Sie und Leun berichten von der Gastfreundschaft und der Begeisterung. „Einmal mussten wir 45 Minuten Autogramme geben“, sagt Leun. Lange Schlangen bildeten sich, als Peveling Siebenmeter von Zuschauern parierte. Und sie begegneten dem „Buxte“-Fan Tetsuhisa Usui (46), der seit 1996 schon viermal in seinem Urlaub zu Partien in die Halle Nord gereist ist. Für Leun stehen diese Erlebnisse im Vordergrund. Sie wiegen auf, dass bei 34 Grad und extremer Luftfeuchtigkeit nur in der Halle Intervallläufe gemacht werden konnten. Oder Athletik im klimatisierten Kraftraum. Und dass durch die Flüge und den Jetlag zwei Vorbereitungstage wegfielen.

Am Montag geht es von Osaka aus zurück. Ein normales Trainingslager gibt es auch noch. Der BSV reist am 15. August wie jedes Jahr ins dänische Ringköping. Als erstes Saisonhighlight steht am 3. September der Supercup gegen Meister Bietigheim in Wilhelmsburg an.