Wien. HSV-Beachvolleyball-Duo muss noch mindestens ein Gruppenspiel gewinnen, um die K.-o.-Runde zu erreichen

Auf einmal war der Schwung weg. Es war, als hätte die Windbö, die durch das 10.000 Zuschauer fassende Stadion auf der Wiener Donauinsel fegte, das Momentum einfach mitgenommen, auf dem das HSV-Duo Lars Flüggen und Markus Böckermann durch den ersten Satz bei der Beachvolleyball-Weltmeisterschaft geschwebt waren. „Wir haben vollkommen den Faden verloren“, sagte Flüggen (27). 16:12 hatte das deutsche Nationalteam im ersten Satz gegen Sherif Younousse und Jefferson Pereira geführt. Am Ende verloren sie 0:2 (19:21, 15:21) gegen die Katarer.

Böckermann/Flüggen sind aktuell 14. der Weltrangliste

Flüggen wollte die Niederlage nicht überbewerten. „Das ist erstmal wurscht“, sagte er. Ganz so egal ist es allerdings nicht: Die ersten zwei Teams jeder Gruppe qualifizieren sich für die K.-o.-Runde. Gleiches gilt für die vier besten Gruppendritten. Die anderen acht Dritten aus insgesamt zwölf Gruppen haben noch die Möglichkeit, untereinander in vier Lucky-Loser-Spielen die restlichen vier Plätze auszuspielen. Böckermann/Flüggen brauchen also mindestens einen Sieg in ihrem Pool B, um als Drittplatzierter die Chance aufs Weiterkommen zu wahren.

Die Hamburger, derzeit 14. der Weltrangliste, sind das einzige Männerteam, das Deutschland bei der WM vertritt. 2015 waren es noch zwei, 2013 vier. „Ich bin froh, dass wir jetzt dabei sind“, sagt Flüggen, der in Wien seine erste WM spielt. Schon bei den Olympischen Spielen waren Böckermann/Flüggen das einzige Männerteam. Danach strukturierte der Deutsche Volleyball-Verband um: Am neuen zentralen Stützpunkt in Hamburg soll Bundestrainer Martin Olejnak die deutschen Beachvolleyballer zu neuer Stärke führen, doch der Slowake hat mit einigen Problemen zu kämpfen. „Am meisten fehlt uns die Möglichkeit, überhaupt an den Turnieren teilnehmen zu dürfen. Teams, die neu durchstarten wollen, haben im Moment fast keine Chance, weil sie zu wenig Ranglistenpunkte haben, um in die Wettbewerbe reinzukommen“, klagt er.

Hinzu kommen diverse Verletzungssorgen, mit denen auch Böckermann/Flüggen immer wieder zu kämpfen haben. Seit 2015 spielen sie zusammen, bei ihrem ersten gemeinsam Turnier, einem Open in Fuzhou gewannen sie direkt die Goldmedaille. Danach hatte erst Böckermann Knieprobleme, dann Flüggen, der während der Olympia-Qualifikationsphase sogar operiert werden musste. Ende April bis Mitte Juni dieses Jahres hatte Flüggen wieder mit verschiedenen Verletzungen zu kämpfen. „Bis Mitte Juni haben wir sehr wenig trainiert, dann kann man auch nicht gewinnen“, sagt Olejnak.

Umso überraschender war es, dass Böckermann/Flüggen vergangenes Woche das Vier-Sterne-Turnier im polnischen Olsztyn gewannen. Dabei kämpften sie sich von der Qualifikation bis ganz oben aufs Podium, besiegten dabei die Weltranglistenersten Phil Dalhausser und Nick Lucena (USA). „Wenn wir beide fit waren, haben wir immer gute Leistungen abgerufen“, sagt Flüggen.

Bei der WM hofft er auf die ausstehenden Spiele gegen die Letten Aleksandrs Samoilovs/Janis Smedins (Sonntag, 11 Uhr) und gegen die Venezuelaner Carlos Rangel/Jonathan Golindano (Dienstag, 14.30, www.sportschau.de). „Wir haben keinen klaren Außenseiter, aber mit Samoilovs/Smedins ein Top-Team im Pool, das bislang eine schwache Saison hat“, sagt Olejnak. „In dieser Gruppe ist alles möglich“, ergänzt Flüggen. „Außerdem sind wir in Polen auch schlecht ins Turnier gestartet“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.

Laura Ludwig/Kira Walkenhorst (HSV) starteten mit einem 2:0 (21:10, 21:12)-Sieg gegen Mahassine Siad/Imane Zeroual (Marokko) in die WM. Im zweiten Spiel der Gruppe D schlugen Karla Borger/Margareta Kozuch (Stuttgart/Hamburg) Nadine Glenzke/Julia Großner (HSV) ebenfalls mit 2:0 (21:16, 21:17).