Längenfeld. HSV-Sportchef Jens Todt erwartet in den beiden wichtigen Personalfragen demnächst positive Entscheidungen

Es ging bergauf. Steil bergauf für die Mannschaft des HSV. Chefcoach Markus Gisdol hatte sich etwas Besonderes einfallen lassen für den trainingsfreien Donnerstag. Das gesamte Team machte einen Ausflug in die Berge. Vom Ötztal aus ging es für die Profis am Nachmittag zunächst mit der Seilbahn von Sölden hinauf in die Tiroler Alpen. Vom Gipfel aus wanderte die Mannschaft dann zurück ins Tal.

Trainer Gisdol war wieder dabei, nachdem er das Mannschaftsquartier am Mittwoch kurzfristig verlassen hatte, um mit Sportchef Jens Todt nach Brügge zu fliegen. Dort sahen die beiden in der Champions-League-Qualifikation zwischen dem FC Brügge und Basaksehir Istanbul einen großen Auftritt ihres Wunschspielers Stefano Denswil.

Der 24 Jahre alte Innenverteidiger erzielte beim 3:3 gegen die Türken gleich zwei Freistoßtore. Seine Beobachter bestätigte der Niederländer damit in ihrer Einschätzung: Denswil ist der richtige Mann für die noch offene Stelle in der Innenverteidigung des HSV. Nun beginnt der große Poker um den Kaufpreis.

Denswil selbst ist offenbar bereit für einen Wechsel nach Hamburg. Auch wenn er sich nach dem Spiel zurückhaltend äußerte. „Ehrlich, ich wusste nicht, dass sie auf der Tribüne sitzen. Und so lange ich hier bin, interessiert mich das auch nicht. Es sitzen bei jedem Spiel Scouts auf der Tribüne. So lange ich hier bin, mache ich, was ich machen muss“, sagte er. Das ist nur die halbe Wahrheit. Natürlich hatte Denswil mitbekommen, dass die Hamburger ihn verpflichten wollen. Auch sein Club, der FC Brügge. Clubvorstand Vincent Mannaert äußerte sich über das Interesse des HSV. „Ob es schlau ist, Denswil zu verkaufen? Es sind noch Verteidiger da, das hängt davon ab, ob wir uns einigen können“, sagte der Manager nach der Partie. Mannaert ließ durchblicken, dass der Transfer nur eine Frage der Zeit und der Ablöse sei. Nach dem starken Auftritt des Verteidigers erhoffen sich die Belgier einen Ertrag von rund sieben Millionen Euro. Für eine ähnliche Summe soll auch der Spanier Álvaro González Soberón (27) vom FC Villarreal zu haben sein. Der Abwehrspieler hatte dort 2016 einen Vierjahresvertrag unterschrieben. Er wäre eine Alternative zu Denswil.

HSV-Sportchef Jens Todt wollte am Donnerstag nach seiner Rückkehr in Längenfeld auf Nachfrage keine Wasserstandsmeldung abgeben. Der 47-Jährige hatte zudem einen wichtigen Termin. Im Teamhotel Aqua Dome wollte sich Todt mit Björn Bezemer treffen. Der Berater von Nicolai Müller plante einen Besuch im Trainingslager, um mit Todt über die Zukunft seines Spielers zu sprechen. Der HSV hatte dem Werben des VfL Wolfsburg um den Rechtsaußen eine klare Absage erteilt. Müllers Vertrag läuft in Hamburg noch bis Ende Juni 2018. Nun ging es um eine mögliche Vertragsverlängerung, die der HSV anstrebt. Noch ist aber nicht klar, ob sich der Club mit Müllers Berater über eine Gehaltserhöhung einigen kann.

Trainer Gisdol hatte seine Vorstellungen bezüglich Müller zuvor klar zum Ausdruck gebracht. „Er ist einer meiner Schlüsselspieler“, sagte Gisdol über Müller. In Längenfeld gibt sich der Angreifer gelassen und gut gelaunt. Den Kontakt zu den Medien vermeidet er allerdings. So lange der Poker noch läuft, will sich Müller nicht öffentlich zu einer Zukunft in Hamburg bekennen. Sollte Müllers Vertragsverlängerung klappen und auch der Transfer von Denswil zustande kommen, hätte Sportchef Todt seine wichtigsten Baustellen für die neue Saison geschlossen. Für die Finalisierung des Kaders fehlt dann nur noch ein Backup für die Linksverteidigerposition. Dann wäre auch die letzte Voraussetzung erfüllt, damit es in der neuen Saison wieder bergauf geht.