Utrecht. Bei der Frauen-EM macht sich das Team des Gastgebers mit drei Siegen zum Mitfavoriten

Irgendwie wollte die Anspannung lange nicht abgefallen: Steffi Jones beobachtete mit strengem Blick und verschränkten Armen das dritte Gruppenspiel dieser Frauen-EM, ehe die Bundestrainerin irgendwann jene gelöste Miene und lockere Haltung an den Tag legte, die viel besser zu ihr passt. Und trotz der Umarmungskür der 44-Jährigen nach Abpfiff: Unter dem Strich hat vor allem das Ergebnis bei der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gestimmt: Mit dem 2:0 gegen Russland beseitigte der achtfache Europameister zwar die letzten Zweifel am Viertelfinaleinzug, nicht aber die drängenden Frage nach seiner Titeltauglichkeit.

Bei regnerischem Wetter in Utrecht genügten zwei Elfmetertore von Babett Peter (10.) und Dzsenifer Marozsan (56.), um vor 6458 Zuschauern die Weichen fürs Weiterkommen zu stellen. Allerdings sucht das Jones-Ensemble mit ständig wechselndem Personal weiter nach der richtigen Abstimmung – und einem besseren Torabschluss. Allenfalls die Pflicht ist bei dieser EM erfüllt – und als Gruppenerster das erste K.-o.-Spiel am Sonnabend in Rotterdam gegen Dänemark erreicht, weil sich die ebenfalls für die letzten acht qualifizierten Schwedinnen sich gegen Italien eine 2:3-Niederlage leisteten. Den Gegner haben am Montagabend Assistenztrainer Markus Högner und die als Scout eingebundene Kim Kulig beobachtet und ihre Erkenntnisse sind: Die Skandinavier haben eine Menge Entwicklungspotenzial, der dänische Angriff mit der eingebürgerten Nadia Nadim – geflüchtet aus Afghanistan – und der für Wolfsburg spielenden Pernille Harder harmoniert prächtig.

Jones hatte sich in Utrecht abermals als Liebhaberin der Rotation gezeigt. Überraschend durfte Sara Doorsoun ihr EM-Debüt geben. Die 25-Jährige war es, die an der frühen Führung beteiligt war: Ihren Fernschuss konnte die tüchtige russische Torhüterin Tatiana Scherbak nicht festhalten, nach der nächsten Flanke verging sich Daria Makarenko ziemlich töricht am Trikot von Mandy Islacker und die polnische Schiedsrichterin Monika Mularczyk verhängte einen Strafstoß. Wie gegen Italien griff sich Abwehrchefin Peter den Ball und verwandelte. Doch erneut besaß das 1:0 keine erlösende Wirkung. Zwar war die DFB-Auswahl gegen den international nur zweitklassigen Gegner drückend überlegen, erspielte sich aber erneut zu wenige Chancen.