HAmburg. Der FC St. Pauli schließt mit einem verdienten 2:1 gegen Werder Bremen die Vorbereitung ab und nährt Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison

Alexander Berthold

2:1 – das scheint derzeit das Standardergebnis des FC St. Pauli zu sein. Die jüngsten vier Testspiele endeten mit diesem Ergebnis zugunsten des Hamburger Stadtteilclubs, wobei der Sieg gegen das Bundesligateam von Werder Bremen am Sonnabendnachmittag im Millerntor-Stadion sicher weitaus höher einzuschätzen war als die 2:1-Erfolge zuvor gegen die Regionalligamannschaft des VfB Oldenburg, den österreichischen Drittligisten FC Pinzgau Saalfelden und das Schweizer Zweitligateam des FC Wil.

Da die St. Paulianer auch ihre drei Testspiele vor dieser 2:1-Serie für sich entschieden hatten, weisen sie mit sieben erfolgreichen Partien eine makellose Bilanz (23:4 Tore) in der Vorbereitung auf die am Freitag (20.30 Uhr) beginnende Zweitligasaison auf. Dann wartet mit dem Auswärtsspiel beim VfL Bochum gleich eine sehr ambitionierte Aufgabe, für die die Mannschaft von Cheftrainer Olaf Janßen aber gewappnet zu sein scheint. Nach dem verdienten 2:1-Sieg gegen Werder Bremen am Sonnabend gibt es jedenfalls interessante Erkenntnisse zu sieben wichtigen Fragestellungen:


Die Torwart-Situation:
Robin Himmelmann (28) erfüllte im Spiel gegen Werder die an ihn gesetzten Erwartungen, glänzte unter anderem mit einer Fußabwehr gegen Bremens Florian Kainz (49. Minute). Er hat damit eine reelle Chance, sich die Position des Stammtorhüters zurückzuerobern, die er Ende 2016 wegen einer Verletzung an Philipp Heerwagen (34) verloren hatte. Dieser zeigte sich jetzt auch in den Testspielen souverän und stabil. „Wenn ich meine Entscheidung getroffen habe, werde ich es den beiden mitteilen“, sagte jetzt Trainer Olaf Janßen. Dies könnte schon heute zum Training (15 Uhr) passieren. Auf jeden Fall wird St. Pauli einen starken Stammkeeper haben.


System mit zwei Sturmspitzen:
Torjäger Aziz Bouhaddouz und Neuzugang Sami Allagui scheinen sich gesucht und gefunden zu haben. „Bei uns Nordafrikanern dauert es eben nicht lange, bis wir uns auch auf dem Spielfeld verstehen“, sagte der Marokkaner Bouhaddouz, der gegen Bremen beide Treffer erzielte, augenzwinkernd. Der Tunesier Allagui hatte ihn vor dem 1:0 (22. Minute) mustergültig angespielt. „Sami hätte auch selbst abschließen können. Aber man hat gesehen, dass bei uns keiner egoistisch ist“, sagte Bouhaddouz.


Kombinationsspiel im Mittelfeld:
Die St. Paulianer verdienten sich mehrfach mit kreativen und schnellen Kombinationen im Spiel nach vorn Szenenapplaus der 20.026 Zuschauer. „Es hat einiges geklappt, was wir uns im Training erarbeitet haben“, sagte der im vorderen Mittelfeld variabel agierende Waldemar Sobota. „Wir wollen schnell nach vorn spielen. Aber wenn das nicht geht, wollen wir den Ball behaupten, die Seite wechseln und geduldig weiterspielen.“


Bernd Nehrig als neuer Kapitän: „Mein Spiel und mein Einsatz bleiben das Gleiche. Die Binde am Arm spüre ich im Spiel auch nicht“, sagt der neue Kapitän selbst. Tatsache ist, dass der 30-Jährige mit seiner Präsenz im zentralen Mittelfeld derzeit immens wichtig für das Team ist. Als er gegen Werder auch noch elegant mit dem Außenrist einen gefühlvollen Steilpass spielte, rieben sich viele verwundert die Augen.
Offene Startelfplätze: Neben der Torhüterposition gibt es um den Posten des Rechtsverteidigers ein Duell zwischen Luca Zander und Jan-Philipp Kalla. Zander gefiel gegen Bremen offensiv, ließ sich aber in der Defensive manchmal zu leicht überlaufen. Kalla hat seine Stärken eher in der Abwehrarbeit und könnte daher im Spiel in Bochum erste Wahl sein. In der Offensive kämpfen der Pole Waldemar Sobota, der Norweger Mats Möller Daehli und der Türke Cenk Sahin um die beiden zu besetzenden Plätze hinter den Sturmspitzen.


Selbstvertrauen und Respekt:
„Ich kann nachvollziehen, dass wir genannt werden unter den Mannschaften, die oben mitspielen können. Wir freuen uns darüber und haben das Selbstvertrauen, das verstehen zu können“, sagt Olaf Janßen. „Wir wissen aber auch, dass wir mit den meisten dieser Spieler vor acht Monaten Letzter waren. Wir wissen, woher wir kommen.“ Auch Aziz Bouhaddouz warnt: „Ich habe auch schon mal schlechte Erfahrungen gemacht, wenn man in der Vorbereitung alle Spiele gewonnen hat. Aber mit der Einstellung von heute gegen Werder Bremen werden wir am Freitag in Bochum ein gutes Spiel machen.“


Olaf Janßens Beliebtheit:
Bei seinem ersten Auftritt als Cheftrainer wurde Janßen von den Fans sehr freundlich begrüßt, als er Richtung Trainerbank ging. Er winkte und klatschte, nahm aber den direkten Weg über den Rasen und ging nicht, wie Vorgänger Ewald Lienen, unmittelbar an den Tribünen entlang. „So eine Atmosphäre bei einem Freundschaftsspiel war ein tolles Gefühl. Ich glaube, dass sich eine gute Verbindung zwischen den Fans und mir entwickeln wird und ich weiter der Olaf Janßen bleiben kann und darf, der ich bin“, sagte er.

FC St. Pauli gegen Werder Bremen: Himmelmann – Zander (63. Zander), Sobiech, Hornschuh (85, Schoppenhauer), Buballa – Nehrig (72. Flum), Buchtmann – Sobota (85. Park), Möller Daehli (63. Sahin) – Allagui (71. Choi), Bouhaddouz.