Sint-Michielsgestel .

Kim Kulig packt mit an. Tore verschieben, Hütchen aufstellen - im EM-Training der deutschen Fußballerinnen ist die frühere Nationalspielerin wieder mittendrin. Beim Aufwärmen im Fünf-gegen-Zwei kickt die 27-Jährige sogar mit. Doch während die Spielerinnen in weißen Trainingsshirts schwitzen, trägt Kulig Rot - wie Bundestrainerin Steffi Jones.

Zwei Jahre nach dem Ende ihrer Karriere aufgrund einer Knieverletzung assistiert Kulig, die früher für den HSV spielte und 2010 zur Hamburger Sportlerin des Jahres gewählt wurde, im deutschen EM-Lager nicht nur auf dem Trainingsplatz. Hauptsächlich ist sie im Scouting-Team mit Saskia Bartusiak und Videoanalyst Tim Plöger für die Gegner-Beobachtung zuständig.

Nach einer langen Leidenszeit, die mit ihrem Kreuzbandriss bei der verkorksten Heim-WM 2011 begann, musste Kulig früh eine neue Berufung suchen. Seit 2015 ist sie beim DFB angestellt und wurde eine der engsten Vertrauten von Jones.

Die A-Lizenz hat Kulig, die im Mai 2016 ihre Lebensgefährtin Melanie heiratete und seither im Pass den Doppelnamen Kulig-Soyah trägt, bereits in der Tasche. Nächstes Ziel: die Ausbildung zur Fußballlehrerin. Auch nach ihrer aktiven Zeit hat Kulig ihren Ehrgeiz nicht verloren. So scheint es nicht abwegig, dass sie eines Tages einen Posten als U-Trainerin oder als Assistentin von Jones bekleidet: „Ich setze mir Ziele, aber weiß auch, dass es nur Schritt für Schritt geht.“ Vollkommen hinter sich gelassen hat Kulig diese Zeit bis heute nicht - wie auch? „Es gibt immer mal wieder Momente, wenn ich auf dem Platz stehe und denke: Okay, eigentlich bin ich 27 und könnte noch in dieser Mannschaft spielen.“