Maria Alm. St. Paulis Trainer Olaf Janßen lobtdas Trainingslager in Maria Alm

Ein leichtes Training in der Halle und auf dem Platz in Saalfelden, noch ein Mittagessen im Hüttendorf Maria Alm, danach war am Dienstag das zehntägige Trainingslager des FC St. Pauli im Salzburger Land beendet. Am frühen Abend landete das Zweitligateam wieder in Hamburg-Fuhlsbüttel. Zuvor zog Cheftrainer Olaf Janßen (50) ein Fazit der intensiven Trainingstage in den Alpen. Im einzelnen sagte Janßen über:

... die sportliche Bilanz des Trainingslagers: „Aus sportlicher Sicht kann man durchweg ein positives Fazit ziehen. Wir sind jetzt in die wichtigste Phase der Vorbereitung eingetaucht. Es gibt viele Trainingseinheiten, viele Sitzungen mit den Spielern. Wir haben uns fast 24 Stunden am Tag mit Fußball beschäftigt. Das haben die Jungs super mitgemacht. Sie sind in der Belastbarkeit an ihre Leistungsgrenzen gegangen. In den beiden Spielen haben sie versucht das umzusetzen, was wir besprochen haben. Bis auf die fehlende Frische war ich sehr zufrieden. Die Chancenverwertung müssen wir verbessern, aber auch das hat mit körperlicher Frische zu tun. Jeder hat gezeigt, dass er in die Startelf will.

… die Flexibilität im Spielsystem: „Die Jungs nehmen das an und sträuben sich nicht vor einem neuen System. Wir haben ja bei Ballbesitz schon in den vergangenen Monaten sehr variabel gespielt, fast ohne System, um dem Gegner das Leben möglichst schwer zu machen. Gegen den Ball könne wir aus verschiedenen Grundordnungen spielen. Ich habe den Jungs klargemacht, dass das mehr davon abhängt, wer bei uns spielt und auf welchen Gegner wir treffen.

… die offenkundige Gelassenheit nach der Absage des Spiels gegen Düsseldorf: „Ich war wirklich gelassen, weil man das Problem nicht löst, wenn man ausrastet und Energien verschwendet. Das färbt dann nur auf die Mannschaft ab. Unterm Strich ist es ärgerlich, aber auch nicht ganz so schlimm, weil die Mannschaft schon sehr müde war. So konnten wir die Kräfte im Spiel gegen den FC Wil verteilen. Das wäre bei zwei Spielen nicht möglich gewesen. Wer weiß, was gewesen wäre, wenn ein paar Spieler auf dem Zahnfleisch die Ziellinie überschritten hätten. So sind wir weitgehend von Muskelverletzungen verschont geblieben, was für eine gute Trainingssteuerung spricht.“

… die gegenseitige Hilfsbereitschaft und Atmosphäre innerhalb der Mannschaft: „Der Umgang miteinander ist definitiv außergewöhnlich und für mich der Hauptgrund, warum wir zuletzt diese überaus erfolgreiche Rückrunde gespielt haben. Die älteren Spieler übernehmen Verantwortung und ziehen die anderen mit. Keiner nimmt sich selbst zu wichtig, jeder hat die gesamte Truppe im Blick. Das ist sicherlich ein Pfund, das wir haben. Und das hat sich nicht nur in die neue Saison übertragen, sondern es hat sich durch die drei Neuzugänge sogar noch vertieft. Aber wie stabil dieses Gebilde ist, zeigt sich erst, wenn es einem schlecht geht. Das wollen wir zwar vermeiden, es werden aber eine Menge Steine auf unserem Weg warten, die wir während der Saison aus dem Weg räumen müssen.“

… das Comeback des im Frühjahr an der Schulter operierten Jeremy Dudziak: „Wir planen, dass er an dem Wochenende, wenn wir beim VfL Bochum spielen, im U-23-Team erstmals wieder spielt, oder im Test am 1. August gegen Stoke City.“

… die Bedingungen im Hüttendorf Maria Alm: „Dank der intensiven Verbindung von Hüttendorf-Chef Josch Seyfert und seiner Frau zum FC St. Pauli war es schon im Vorwege ein sehr angenehmes Arbeiten, um noch ein paar Dinge gegenüber dem Vorjahr zu verbessern. Das haben sie hier sensationell gemacht. Das Drumherum liegt ganz, ganz nah am Optimum für eine Fußballmannschaft. Die ganze Struktur hier ist ideal für eine Mannschaft. Die Jungs sind in den Hütten zusammen, dazu kann man abends in der Mitte des Dorfes zusammenkommen und am Lagerfeuer miteinander sprechen. Das Essen ist eine Eins mit Sternchen. Der Trainingsplatz in diesem Jahr war klasse. Dazu kommt die schöne Umgebung, in der es einem einfach leicht fällt, sich wohlzufühlen. Und dann noch diese herausragende Gastfreundschaft. Man hat jedes Mal das Gefühl, dass es für die Leute hier das Schönste am ganzen Tag ist, uns bedienen zu dürfen.“

… die künftige Zusammenarbeit mit dem neuen Sportchef Uwe Stöver: „Ich hatte ja schon vorher betont, dass ich es für wichtig halte, einen Sportchef an meiner Seite zu haben, der mit mir kämpft. Wir hatten schon einen regen Austausch. Ich habe ein sehr gutes Gefühl. Uwe kennt sich aus im Geschäft. Ihn zeichnet seine Ruhe und seine Loyalität gegenüber den Mitarbeitern und Trainern aus. Er hat immer versucht, die Trainer maximal zu unterstützen. Ich freue mich, wenn er dann am 1. Oktober auch körperlich da ist. Dann greifen wir an.“

… die Entscheidung für Bernd Nehrig als Kapitän: „Das war bei dieser Mannschaft ein relativ einfaches Thema, weil die Struktur stimmt. Bernd und auch sein Stellvertreter Lasse Sobiech verkörpern beide das, wofür wir stehen, und sind beide schon lange beim Club. Bernds zentrale Rolle auf dem Spielfeld ist von Vorteil für die Aufgabe des Kapitäns, um die Mitspieler zu erreichen. Ich denke, dass die Verantwortung, Kapitän zu sein, bei Bernd noch ein paar Prozent mehr herauskitzeln könnte, weil er ein sehr emotionaler Spieler ist. Lasse ruht in sich, er ist nicht der Lautsprecher, sondern hat durch sein Auftreten eine ganz wichtige Bedeutung. Bei Bernd wird die Aufgabe als Kapitän auch dafür sorgen, dass er im Spiel nicht über die Stränge schlägt.“

… die Entscheidung über die Startelf: „Am Mittwoch und Donnerstag werden wir die bisherige Vorbereitung analysieren. Je länger eine Vorbereitung fortgeschritten ist, desto näher rückt die Entscheidung über die Startformation. Aufgrund von fehlenden Einsätzen einzelner Spieler und Verletzungen ist einiges noch offen. Es hat sich schon einiges konkretisiert, aber nicht finalisiert.“

… die Generalprobe am Sonnabend gegen Werder Bremen: „Wenn ich dort dieselbe Startelf wie am Freitag danach in Bochum bringen würde, hätte es der Gegner ja sehr einfach. Das überlege ich mir noch. Es ist zwar das letzte Testspiel, aber eben immer noch ein Testspiel. Also halte ich mir offen, ob ich noch etwas probiere.“

… die Torwartfrage, also ob Philipp Heerwagen oder Robin Himmelmann Stammtorhüter sein wird: „Das ist mit Sicherheit noch offen, weil Robin wegen seiner kurzfristigen Verletzung keine Chance hatte, sich zu profilieren. Philipp hatte drei Spiele über 90 Minuten, Robin nur eines. Daher wird Robin gegen Bremen im Tor stehen. Danach werde ich mich entscheiden.“

… die sportliche Einschätzung der drei Neuzugänge: „Von Sami Allagui bin ich sehr angetan von seinem Auftreten und wie er sich ins Spiel einbringt. Er bereichert unser Offensivspiel, macht uns schwerer ausrechenbar und bringt seine Erfahrung in die Truppe. Luca Zander hat all meine Hoffnungen voll erfüllt. Man sieht, dass ein riesiges Potenzial in ihm steckt. Er muss die Selbstsicherheit, die er aufgrund seiner Qualität haben darf, brutal auf den Platz bringen. An ihm werden wir noch viel Freude haben. Clemens Schoppenhauer ist eine Maschine, gegen ihn spielt selbst im Training keiner gern. Beim Spiel mit dem Ball, das er bei uns lernt, ist er immer sehr mutig geblieben. Ich habe ihn darin trotz einiger Fehlpässe bestärkt.“

… den Bedarf für punktuelle Veränderungen des Kaders: „Wir müssen uns angesichts des Ausfalls von Ryo Miyaichi genau überlegen, ob wir auf den Außenbahnen, auf denen wir nicht wie sonst überall doppelt besetzt sind, noch etwas machen. Die Frage ist, was der Markt hergibt. Es bringt nichts, einen Lückenfüller zu holen.“

… eventuelles Verleihen von Spielern: „Das sehe ich im Moment nicht. Wir müssen für Ausfälle abgesichert sein.“

… die Perspektive von Christopher Avevor in diesem Zusammenhang: „Im zentralen Mittelfeld und in der Manndeckung ist die Konkurrenz groß. Aber auch er hat gute Schritte nach vorn gemacht. Dennoch muss ich auch berücksichtigen, dass der junge Brian Koglin gute Leistungen gebracht hat.“

… das Saisonziel: „Wir sind natürlich stolz, dass wir unsere Mannschaft so zusammenhalten konnten. Das gibt uns Selbstvertrauen. Aber wir wissen auch, dass diese Mannschaft vor sieben Monaten mit elf Punkten auf dem letzten Tabellenplatz stand. Fast genau die gleiche Mannschaft hat in der Rückrunde 34 Punkte geholt. Daher ist Demut angesagt. Wir sollten nicht träumen, sondern uns darauf konzentrieren, was wir beeinflussen können. Und das ist immer das nächste Spiel. Darauf müssen wir uns mit Körper und Geist vorbereiten. Das werden wir 18 Mal bis Weihnachten so machen und dann sehen, was dabei herausgekommen ist. Schon in Bochum wird der Baum brennen. Wenn man nicht immer wieder alles raushaut, wird man eine böse Überraschung erleben.“