München/Shanghai. Bundesliga wirbt mit Topclubs um die Sympathien von 500 Millionen Fußballfans

Robert Lewandowski schützte seine müden Augen nach über zehnstündigem Flug mit einer dicken Sonnenbrille, als er den ekstatischen chinesischen Fans entgegentrat. Dabei hätte der Stürmerstar bei der Ankunft seines FC Bayern in Shanghai eher Ohrenstöpsel gebraucht: Hunderte Anhänger in Rot kreischten nach Leibeskräften und bejubelten ihre „Supel-Bayern“ als wären es die Beatles.

„Eine unglaubliche Begeisterung, wow“, schwärmte Weltmeister Thomas Müller. Die Warnung von Uli Hoeneß, eine solche Reise sei „ganz klar ein Problem für jeden Trainer“, war da schnell vergessen. Zumal der Präsident selbst wie alle Verantwortlichen beim Rekordmeister den zwölftägigen Trip nach China und Singapur trotz aller Widrigkeiten als Notwendigkeit begreift. „Die großen Mannschaften sind alle unterwegs“, sagte Hoeneß, „man kann nicht immer von Internationalisierung sprechen und dann nicht dort hinreisen, wo die Fans sind.“

Jetzt sind sie da, die Bayern – wie auch Borussia Dortmund und Schalke 04, also die drei deutschen Mannschaften mit den international klangvollsten Namen. Die Bundesliga geht damit konsequent ihren Weg weiter, den asiatischen und dort vor allem den chinesischen Markt zu erobern. „China und seine 500 Millionen Fußball-Fans bieten herausragende Möglichkeiten für die Bundesliga und ihre Clubs“, sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. Jörg Daubitzer, Chef der Bundesliga International GmbH, spricht von „dem Fußball-Wachstumsmarkt weltweit“.

Um dort noch stärker Fuß zu fassen, kooperieren Liga und Deutscher Fußball-Bund mit der hohen Politik. Erst Anfang Juli wurden in Berlin im Kanzleramt im Beisein von Angela Merkel neue Kooperationsverträge geschlossen. Die Kanzlerin hatte bereits im Sommer 2014 während der WM auf China-Besuch beobachtet: „Dort gab es in jeder Sekunde nur eins – Deutschland, die Mannschaft.“

Das überwältigende Interesse zahlt sich für den deutschen Fußball in barer Münze aus. Ab 2018 erhält die DFL von Medienpartner Suning 250 Millionen Euro für fünf Jahre, rund 2,8 Millionen pro Club und Saison. Kein Wunder, dass BVB-Sportdirektor Michael Zorc den Trip nach Japan und China (bis 19. Juli) „alternativlos“ nennt. Clubboss Hans-Joachim Watzke verspricht sich perspektivisch mehr TV-Geld – das komme „auch den kleinen Vereinen zugute“.

Trainer Carlo Ancelotti kommt derweil die undankbare Aufgabe zu, das volle Programm zu moderieren: Reisestrapazen mit 23.000 Flugkilometern, Training mit hoher Luftfeuchtigkeit sowie vier Testspiele mit dem Auftakt am Mittwoch (13.15 Uhr MESZ/Sport1) gegen den FC Arsenal.