Silverstone.

Nach Sebastian Vettels Reifenplatzer in der vorletzten Runde von Silverstone fiel Lewis Hamiltons Siegerparty noch etwas rauschender aus. Britanniens Rennkönig raste am Sonntag im Mercedes zu seinem vierten Formel-1-Heimtriumph in Serie und verkürzte den WM-Rückstand auf Vettel zur Saisonhalbzeit auf einen Punkt. Der Ferrari-Star hatte sich gerade noch als Siebter ins Ziel gerettet. „Das ist bitter, heute war mehr drin. Wir haben Glück, dass wir überhaupt ins Ziel gekommen sind“, sagte Vettel sichtlich enttäuscht.

Hinter Hamilton hatte sein Teamkollege Valtteri Bottas mit einer starken Aufholjagd von Startplatz neun den Mercedes-Doppelerfolg perfekt gemacht. „Es geht nicht besser. Wir sind außer uns vor Freude“, versicherte Teamchef Toto Wolff. Hamilton feierte insgesamt schon den fünften Sieg im Home of British Motor Racing, damit schloss er zu Rekordhalter Jim Clark auf. Dritter wurde Vettels Stallgefährte Kimi Räikkönen.

Angesichts seines schlechtesten Resultats in dieser Saison wirkte der oft so hitzige Vettel still frustriert. „Ich habe keine Erklärung. Die Reifen waren nicht brandneu, aber nach unseren Vorhersagen hätte es eigentlich kein Problem sein sollen, damit zu Ende zu fahren.“

Derweil war Lewis Hamilton trunken vor Glück. Immer wieder suchte er Kontakt zu seinen Fans und warf sich wie ein Rockstar mit einem Stage Diver in die tosende Menge. „Ich habe mich immer gefragt, wie sich das wohl anfühlt“, berichtete er später: „Jetzt habe ich es einfach mal gemacht, und es hat sich so gut angefühlt.“ Einfach sei dieser souveräne Sieg nicht gewesen: „Es ist nie so einfach, wie es aussieht, aber es war ein perfektes Wochenende für uns.“

Die WM wolle er nun sehr gerne gewinnen und dann in „Cars 4“ mitspielen, entgegnete Hamilton bei der Siegerehrung Hollywoodstar Owen Wilson, der in Disneys „Cars 3“ das feuerrote Auto namens Lightning McQueen spricht. Von einem Rücktritt wäre aber auch nach dem vierten WM-Titel keine Rede. „Es gibt keinen Grund, warum ich aufhören sollte“, sagte Hamilton: „Ich liebe die Formel 1 und werde weiterfahren.“

Nach einer frühen Safety-Car-Phase spulte Hamilton an der Spitze sein Programm routiniert ab. Vettel lieferte sich währenddessen einen packenden Zweikampf mit Max Verstappen im Red Bull. „Will der Autoscooter mit mir spielen, oder was?“, funkte Verstappen, als Vettel immer aggressiver attackierte. Erst durch den ersten Boxenstopp kam der Deutsche vorbei und lag schließlich als Dritter auf Podiumskurs, ehe das Unheil seinen Lauf nahm. „Ich verliere nicht gerne, ich hasse es“, sagte Vettel: „Deswegen werden wir sicherstellen, dass es nächstes Mal anders läuft.“