Hamburg. Aus dem Erfolg des Hamburg Triathlons hat sich ein neues olympisches Mixed-Format entwickelt

und Jay Becker

Zehn Minuten später als geplant hetzte Innen- und Sportsenator Andy Grote am Donnerstagmittag in das Merkurzimmer der Handelskammer. „Entschuldigen Sie die Verspätung“, sagte der 49-Jährige. Eilig setzte er sich neben Veranstaltungschef Oliver Schiek, wühlte in seiner Aktentasche und fächerte eine Reihe von Zetteln vor sich auf. Die Strapazen des G20-Gipfels am vergangenen Wochenende waren Grote kaum noch anzusehen. Der Übergang ins sportliche Tagesgeschäft gelang ihm nahtlos. Auf der Agenda: Sport statt Krawall.

„Der Triathlon in Hamburg ist eine Erfolgsgeschichte. Es ist der größte und attraktivste, den es auf der Welt gibt“, sagte Grote. Die 16. Auflage des Hamburg-Wasser-World-Triathlon an diesem Wochenende rund um die Alster ist mit 10.500 Jedermann-Teilnehmern restlos ausverkauft. Sie begeben sich am Sonnabend als Einzelstarter oder in der Staffel auf die Sprintdistanz (500 Meter Schwimmen, 22 Kilometer Radfahren, fünf Kilometer Laufen) und am Sonntag auf die olympische Distanz (1500/40/10).

Für die Profirennen über die Sprintdistanz reisen 130 internationale Elitesportler an. Favoriten beim fünften von neun Rennen der Triathlon-Serie sind unter anderen Weltmeister Mario Mola (Spanien) und Titelverteidigerin Flora Duffy (Bermudas).

Spätestens seit diesem Jahr besteht kein Zweifel mehr daran: Hamburg ist die Hauptstadt des Ausdauersports. Am 13. August wird in der Elbmetropole erstmals der Ironman (3860/180,2/42,195) ausgetragen. „Es gibt keine andere Stadt auf der Welt, die Marathon, Triathlon, Radrennen und Ironman veranstaltet. Das ist einzigartig“, sagte Grote. Und weiter: „Das hat sich Hamburg über viele Jahre aufgebaut. Der Ironman ist als letzter Stein in der Krone dazugekommen.“

Die Stadt hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) in diesem Jahr beschlossen hat, ein weiteres Triathlon-Format bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio einzuführen. Neben den Einzelrennen werden künftig Medaillen im Mixed-Wettbewerb vergeben. Noch im vergangenen Jahr begutachtete eine Delegation des IOC die Entscheidung der Mixed-Team-Weltmeisterschaft (300/7/1,6) in Hamburg. Daraufhin plädierte sie, den Wettbewerb in das olympische Programm aufzunehmen. Ein kleines Stück Sportgeschichte.

Standort der Mixed-Team-WM 2018 noch ungewiss

Seit 2013 zieht es die internationalen Topathleten zum Team-Wettbewerb in die Hansestadt. Im vergangenen Jahr holte das deutsche Quartett bestehend aus Gregor Buchholz, Jonathan Zipf, Hanna Philippin und Laura Lindemann Bronze. An diesem Sonntag (15 Uhr/ARD) wäre Jörg Bügner, Sportdirektor der Deutschen Triathlon Union (DTU), schon mit einem Rang unter den Top-Sechs zufrieden. Das vierköpfige Team für die Staffel wird am Sonnabendabend nominiert. Sieben deutsche Starter stehen zur Auswahl – gute Chancen haben Anja Knapp, Laura Lindemann, Lasse Priester und Justus Nieschlag.

„Das knackige Mixed-Format bleibt spannend bis zum Schluss, weil es ständig Wechsel an der Spitze gibt“, sagte der 25 Jahre alte Nieschlag am Donnerstag. Der gebürtige Hildesheimer ist amtierender deutscher Meister auf der Sprintdistanz. „Der Druck ist enorm hoch. Du hast nicht nur Verantwortung für dich selbst, sondern auch für deine drei Teampartner. Das macht es so besonders.“

Ob die WM auch im nächsten Jahr in Hamburg stattfindet, ist noch unklar. „Wir wollen das Format in der Stadt behalten“, betonte Grote. Die Entscheidung wird Mitte September fallen und im Oktober bekannt gegeben. „Klar ist, dass das allgemeine Interesse an dem Format durch die Aufnahme ins olympische Programm steigen wird“, sagte Schiek. Bisher fallen kaum Lizenzgebühren an, dafür aber ein Preisgeld in Höhe von 70.000 US-Dollar. Über eine Erhöhung wurde noch nicht final entschieden.