Hamburg. Der Aufsteiger in die Dritte Liga Nord tauscht die halbe Mannschaft aus und plant professionelle Strukturen

Das große Abenteuer begann mit dem ersten Training am Montagabend. „Der Quantensprung“, wie es der Sportliche Leiter Jürgen Hitsch nennt. Die „große Herausforderung“, wie Trainer Holger Bockelmann sagt. Die Dritte Liga Nord. Die Handballer der HG Hamburg-Barmbek sind als Aufsteiger dabei. Haben sich einfach mal so dazugedrängelt, zum HSV Hamburg, zu den Hamburg Metropolitans aus Norderstedt, zu Meister TSV Altenholz und Zweitliga-Absteiger Empor Rostock – zu all den großen Namen und Ansprüchen. „Ach“, sagt Bockelmann, „wir fühlen uns ganz gut aufgestellt – auch wenn wir alles reine Amateure sind.“

So mischen sie nun also erstmals in der dritthöchsten Klasse mit und haben dabei nur etwa ein Zehntel der finanziellen Möglichkeiten, die der HSV hat. Einem 1,5 Millionen-Euro-Etat stehen rund 150.000 Euro gegenüber, eine Crowdfunding-Aktion spült gerade noch ein paar tausend Euro mehr in die Kasse. Auch bei den Zuschauerzahlen sind die Kräfteverhältnisse entsprechend ungleich: 3000 die einen, 300 die anderen. Und trotzdem fühlen sich die Barmbeker der Mammutaufgabe gewachsen. Die vergangene Saison brachte schließlich reichlich Selbstvertrauen.

51:1 Punkte, eine ganze Serie ungeschlagen. Oberligameister, Hamburger Pokalsieger. „Einfach der Hammer. Hier ist mit kleinen Mitteln und viel Arbeit etwas Großes entstanden“, schwärmt Bockelmann (57), der seit zehn Jahren sportlich den Ton angibt und sein Geld als Vermögensberater verdient. Schon seit einem Jahr gibt es einen Arbeitskreis, der den Aufstieg eingeleitet hat. Der Erfolg ist kein Zufall. „Wir sind seit vielen Jahren für verlässliche Arbeit im Stadtteil bekannt“, sagt Hitsch, dessen Ideen hinter dem Aufstieg stehen. Alles ist langsam und geplant gewachsen.

Jetzt also der nächste Schritt. Statt dreimal wöchentlich bittet Bockelmann seine „Barmbek Dreamboys“ nun viermal zum Training. „Wir müssen jetzt mit dem größeren Trainingsaufwand und weiteren Fahrten schon Aufwandsentschädigung zahlen“, erklärt Hitsch. Acht Spieler haben nach dem Aufstieg das Team aus unterschiedlichen Gründen verlassen. Einige gingen in andere Städte, einige scheuten den Aufwand für Liga drei, für einige reichte es sportlich nicht. Dafür sind jetzt sieben Neue da.

Barmbeks Topteam, das sind viele Zugezogene. Studenten, Berufstätige, Neubürger, die wie die Trainer Fulltime arbeiten. „Wir verbinden die Lebensqualität der Stadt mit gutem Handball“, erzählt Co-Trainer Jörn Kammler , „wir haben uns über die Jahre einen guten Ruf aufgebaut. Das spricht sich rum in der Szene. Da schauen die Spieler nicht nur aufs Geld, sondern haben auch Bock, bei uns zu spielen.“ Die Heimspiele gegen den HSV und die Metropolitans sowie gegen Altenholz wollen sie in der Sporthalle Wandsbek statt im Margare­tha-Rothe-Gymnasium in Barmbek Nord austragen. Auch was Besonderes.

Macher Hitsch ist hauptberuflich Geschäftsführer von Grün-Weiß Eimsbüttel. Seit 1969 ist die Handball-Spielgemeinschaft der Clubs Barmbek-Uhlenhorst, Paloma, Urania und VfL 93 in Aktion. Paloma ist der Hauptverein, die Abstimmung mit den unterschiedlichen Gremien ist nicht immer einfach. Auch da bietet die neue Liga Herausforderungen. „Zum Teil ist es in den ehrenamtlichen Strukturen kompliziert im Abstimmungsprozedere“, sagt Hitsch, „ich kann mir gut vorstellen, dass wir eine Hauptamtlichkeit einführen, die die vielen organisatorischen Dinge vorbereitet.“ Das wäre dann ein weiterer Schritt vorwärts bei der HG Barmbek. Aber jetzt ist erstmal: Dritte Liga. (AH)