Hamburg. Der Handball Sport Verein Hamburg trainiert wieder – um in die Zweite Bundesliga aufzusteigen

28 Fans waren am Montagabend zum Trainingsauftakt in die Volksbank-Arena gekommen, die kleine Tribüne wurde eigens für sie aus der Wand ausgezogen, um die ersten Würfe des Handball-Sport-Vereins (HSV) Hamburg in der neuen Saison zu verfolgen. Handarbeit hatte Trainer Torsten Jansen jedoch anfangs untersagt, der Fußball, des Handballers zweitliebstes Spielgerät, rollte 15 Minuten lang holprig durch die Halle. „Ein bisschen Spaß muss sein“, sagt Jansen (40).

Der dürfte bald vorbei sein, stehen doch in den nächsten Wochen täglich ein bis zwei Übungseinheiten auf dem Programm. Der Grund für die intensive Vorbereitung sollte allen bewusst sein. „Wir wollen nach oben!“, stellt HSV-Präsident Marc Evermann klar. Aus der Dritten Liga Nord in die Zweite Bundesliga – und irgendwann wieder dorthin, woher der Verein vor anderthalb Jahren kam: in die Erste Bundesliga.

Mithelfen sollen dabei drei Neue: Kreisläufer Marius Fuchs (25) vom Zweitligaclub VfL Bad Schwartau, Rechtsaußen Kevin Herbst (23) vom Bundesligaverein HC Erlangen und vor allem der Halblinke Blazenko Lackovic, der ehemalige HSV-Profi, der vom deutschen Rekordmeister THW Kiel zurückkehrte. Dem Kroaten wird eine besondere Verantwortung zuteil. Er soll die Jungen auf dem Feld führen, sie im Training in Angriff und Abwehr ausbilden und Jansen als Assistenz zur Seite stehen. „Bei uns hat jeder immer mehrere Aufgaben“, sagt Evermann.

Lackovic freut sich auf die Seinen. „Ich will der Mannschaft und besonders den jungen Spielern helfen, besser zu werden“, sagt er, „ohne dass ich von ihnen als Konkurrent wahrgenommen werde.“ Der 36-Jährige hat die großen Zeiten des HSV erlebt, war 2011 deutscher Meister und 2013 Champions-League-Sieger. „Make the HSV great again“ könnte sein Motto lauten, und dass er in Winterhude eine Wohnung besitzt, erleichterte wohl seinen Entschluss, mit dem Unterfangen bereits in der Dritten Liga anzufangen.

Evermann betont gern, einen Schritt nach dem anderen zu machen, nichts überstürzen zu wollen, das Projekt könnte ansonsten Schaden nehmen. Der erste Schritt ist gelungen, der HSV wurde von seinen Anhängern auch nach dem Zwangsabstieg angenommen. Zu den 14 siegreichen Heimspielen in der Sporthalle Hamburg kamen im Schnitt 2850 Zuschauer, zum Weihnachtsspiel gegen den DHK Flensborg in die Barclaycard Arena 8555. „Wir sind von der Stadt, von den Fans und den Sponsoren angenommen worden“, sagt der Präsident. Und Platz drei im Endklassement sei sportlich zudem ein akzeptables Ergebnis gewesen.

Nach dem Jahr des Neuanfangs, der wirtschaftlichen Konsolidierung, sind die Ansprüche gewachsen. Und nur nach dieser Saison steigt der Meister noch direkt auf. Weil die Zweite Bundesliga von 20 auf 18 Mannschaften verkleinert werden soll, wird es 2019 nur noch drei Aufsteiger aus der Dritten Liga geben, 2020 gar nur noch zwei.

„Ob wir die Qualität haben, um aufzusteigen, werden wir sehen“, sagt Jansen, „auf jeden Fall sollten wir stark genug sein, um uns solche Ziele setzen zu können.“ Wobei er kein konkretes ausgeben will. „Ich muss den Spielern nicht noch zusätzlich Rucksäcke aufbinden, die sind alle ehrgeizig genug.“

Die Rahmenbedingungen stimmen bereits. 1800 Dauerkarten sind trotz 15 Prozent Preissteigerung schon verkauft (Vorjahr: 1700), der Gesamtetat steigt von zuletzt 1,2 Millionen Euro auf rund 1,5 Millionen. Etwa 400.000 Euro werden davon in die Nachwuchsarbeit investiert, die weiter hohen Stellenwert hat. A- und B-Jugend spielen in den höchsten Klassen, die Talente erhalten Hilfestellungen aller Art. Fünf von ihnen haben den Sprung in Jansens 20-Mann-Kader geschafft. „Für die Zukunft sind wir bestens gerüstet“, sagt Evermann. Mittelfristig ist der Aufbau einer Handball-Akademie geplant, Pläne dazu werden gerade entwickelt.

Das erste Testspiel steigt am nächsten Sonnabend (17 Uhr, Budapester Straße) beim Oberligaclub FC St. Pauli, das erste Pflichtspiel steht am 19. August in Hagen im deutschen Pokal gegen Zweitligist Eintracht Hamm an. Zum ersten Punktspiel fährt der HSV am 2. September zu Aufsteiger HG Hamburg-Barmbek in die Sporthalle Wandsbek, acht Tage später (10. September, 15 Uhr) folgt in der Sporthalle Hamburg die Heimpremiere gegen Hannover-Burgwedel. Für das Weihnachtsspiel am 26. Dezember hat der HSV die Barclaycard Arena wieder geblockt, der Gegner steht noch nicht fest. „Der ganze Verein freut sich auf diese Saison“, sagt Evermann.